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Von richtig schlimmen Dingen

Ein Kind unter Wasser. Am Anfang könnte man noch kurz meinen, dass es einfach in einem Schwimmbad taucht. Aber dann schnappt das Kind nach Luft, und mit der einsetzenden düsteren Musik begreift man: Es ist gerade dabei zu ertrinken. Und die Kamera schwenkt nicht weg. Die Sequenz dauert ca. 1 Minute, dann ist es vorbei. Am Ende informieren ein paar Inserts, wer hinter diesem Clip steckt, und mit welcher Absicht:


„Drastisch“ bedeutet „handgreiflich“ (im Sinne von „mit Händen zu greifen“) und „stark wirksam“, mitunter auch „derb“, aber Letzteres ist optional. Ein drastisches Beispiel ist immer maximal anschaulich und maximal aus der Realität gegriffen, und es bewirkt dadurch maximale Betroffenheit. Als Jamie Oliver vor einigen Jahren eine Kampagne gegen das in Fast-Food-Ketten angebotene „Pink Slime“ lancierte, zeigte er in einer Live-Show, wie Rindfleisch industriell hergestellt wird: Das war drastisch, weil eklig.

Anderes Beispiel: Anfang April bestellte eine Studentin in South Carolina nachts ein Uber-Taxi für den Heimweg. Ein schwarzer Chevrolet kam, die junge Frau stieg ein. Am nächsten Tag wurde ihre Leiche in einem abgelegenen Wald gefunden, der Wagen war voller Blut. Der Fahrer wurde ausgeforscht und wegen Mordes angeklagt. Die Ermittler fanden heraus, dass er mit Uber gar nichts zu tun hatte.

Die Frau war in den falschen Wagen gestiegen und hatte diesen Irrtum mit ihrem Leben bezahlt. Die Nachricht wirkte auch deshalb so drastisch, weil es Bilder einer Überwachungskamera gab, die die junge Frau das letzte Mal lebend zeigen: zuerst, wie sie am Straßenrand wartet, und dann, wie sie in den schwarzen Wagen einsteigt. Ach ja: Und natürlich sind auch die „Ibiza-Videos“ mit Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus ein Musterbeispiel für Drastik – aber darüber muss ich jetzt gar keine großen Worte verlieren.

Drastik: Was kann sie? Was muss ich beachten?

Drastik weckt Emotionen und bewegt Menschen. Kann ich nach dem, was passiert ist, noch beruhigt Burger essen? Uber-Taxis bestellen? Der Politik vertrauen? "Pink Slime" ist in den USA nach der Kampagne von Jamie Oliver tatsächlich stark eingeschränkt worden. Und wie es mit der FPÖ weitergeht, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.

Drastik ist ein wirkungsvolles Mittel der medialen Kommunikation, das Sie nicht außer Acht lassen sollten. Aber ich schreibe diesen Beitrag vor allem deshalb, um Ihnen ein paar Regeln mit auf den Weg zu geben, damit Ihre drastischen Beispiele auch wirklich funktionieren:

  • Lügen Sie nicht, erfinden Sie nichts, übertreiben Sie nicht. Sagen und zeigen Sie nur, was ist.
  • Bringen Sie drastische Beispiele nicht ohne triftigen Grund, bzw. nicht ohne triftige Absicht: Das Problem, das Sie ansprechen, muss groß und wichtig sein.
  • Entmutigen Sie niemals Ihr Publikum. Das heißt: Zeigen Sie nachher immer, wie das Leben trotz allem positiv weitergehen kann.

Drastik ist wirksam, aber man muss sensibel damit umgehen. Seien Sie sorgfältig beim Befolgen dieser Regeln. Sonst können sich die Emotionen, die Sie mit diesem Mittel wecken, auch gegen Sie wenden.

 

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