Viel ist gelernt worden, seit vor einigen Monaten eine bedeutende Menge an Medien- und Business-Gesprächen ins Netz verlagert worden ist. Kinder oder Katzen laufen nur mehr selten durchs Bild, Kleidung und Hintergründe stimmen meistens, und meistens passt auch der (ungewohnte) Blick der interviewten Personen in das kalte und technische Objektiv.
Das haben auch Ursula von der Leyen und Sebastian Kurz ganz gut drauf. Aber dann gibt es halt auch noch die schnöde Technik, die mitspielen muss.
Vergangenen Freitag luden die beiden zur „medienöffentlichen Videokonferenz“ zwischen Brüssel und Wien. Die Vorbereitungs-Checklisten werden in solchen Fällen von Mitarbeitenden im Vorfeld sehr genau abgearbeitet. In der Tat berichtete der STANDARD, dass der Bildausschnitt, der Ton und die Beleuchtung durchaus professionell eingerichtet wurden. Das Ultramarinblau der EU-Flagge darf am Bildschirm eben nicht cyanblau, azurblau oder gar orange wirken.
Und dann kommen Frau von der Leyen und Herr Kurz und sprechen über ihre Inhalte: die Entwicklung und den Ankauf von Corona-Impfstoffen. Die Journalistinnen und Journalisten sitzen in einem benachbarten „Listening Room“, der eigentlich ein „Watching Room“ ist – sie sehen die Protagonisten zwar, dürfen aber nicht mitschneiden; sie dürfen nur zuhören und berichten.
Und eigentlich, so erzählen jedenfalls überwiegend die anwesenden Medien, war das Gespräch kaum berichtenswert (Es bestand vor allem aus gegenseitigen Bedankungen und Belobigungen.), wenn nicht das Gesicht des Sebastian Kurz nach einiger Zeit immer pixeliger geworden und schließlich ganz steckengeblieben wäre. Was Frau von der Leyen mit dem Kommentar vom eingefrorenen Bild quittierte.
Interessant ist, was jetzt passierte: Auf der Seite von Sebastian Kurz versuchte ein Mitarbeiter eine neue Einwahl. Als auch das nicht funktionierte, versuchte er die Einwahl auf einem anderen Gerät. Als auch dieser Versuch fehlschlug, wechselten von der Leyen und Kurz auf das Handy. Dort ist für die anwesenden Medien noch der Rest des Gesprächs zu hören, dann wird aufgelegt, und das Event ist zu Ende. Sebastian Kurz betritt den „Listening Room“, entschuldigt sich bei den Medien und bietet ihnen noch ein paar Happen an Information zu den Vorhaben der Regierung in Bezug auf den Virus-Impfstoff.
Ich kommentiere dieses Gespräch hier nicht inhaltlich – das wäre Stoff für einen anderen Post. Ich kommentiere auch nicht, dass bei einem solchen Event solche technischen Probleme eigentlich einigermaßen peinlich sind. Aber die Art und Weise, wie damit umgegangen wurde, war durch und durch in Ordnung.
Fügen Sie also Ihrer Vorbereitungs-Checkliste für Online-Meetings eine Trouble-Shooting-Checkliste hinzu. Auf der steht:
- Einwahl wiederholen.
- Wenn das nicht funktioniert: alternatives Gerät verwenden.
- Wenn auch das nicht funktioniert: aufs Handy umsteigen.
- Wenn ein Gespräch am Handy keine gute Alternative ist: auf einem anderen Kanal (z. B. per Mail) die Situation (er)klären. Einen neuen Termin vereinbaren.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pixabay.