Seit einigen Tagen sind wir sicher: Schiaparelli, der nach dem italienischen Astronomen benannte Mars-Lander, hat es nicht geschafft. Die Landung hätte ablaufen sollen, wie auf dem Foto zu sehen, aber die Bremsraketen haben nicht richtig gearbeitet, und so ist das Gerät auf der Marsoberfläche zerschellt.
Unterdessen rückt auf der Erde die Presseabteilung der Weltraumagentur ESA zur Erklärung aus, um die Wogen zu glätten und die Zuversicht zu vermitteln, dass die Milliarden schwere Mission insgesamt nicht gescheitert sei.
Für das Medientraining sind vor allem die 24 Stunden zwischen dem 19. und dem 20. Oktober interessant, weil in dieser Zeit niemand wusste, was geschehen war. Es gab Funksignale bis 50 Sekunden vor einer möglichen Landung – aber dann? Man konnte das Schlimmste vermuten, aber niemand konnte mit eindeutiger Sicherheit Aussagen darüber treffen, ob das Gerät noch „am Leben“ war oder nicht.
Ich erzähle Ihnen hier davon, weil in unserem Krisentraining solche Fälle fast die Regel sind. Schlimme Dinge sind passiert: ein Unfall, ein Fehler, eine gefährliche Entwicklung, … aber man kann noch nichts Genaues sagen, ganz einfach, weil es gibt noch keinen tragfähigen Überblick über die Lage gibt. So ist manchmal das Leben. Und die Frage ist dann immer: Was soll ich sagen, wenn ich nichts Genaues sagen kann?
Nichts sagen? Lügen?
Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte: Sagen Sie das, was Sie jetzt gerade wissen. Das kann sich von Stunde zu Stunde ändern, und hoffentlich wird es mehr, hoffentlich erhöht sich dadurch die Gewissheit, aber die Grundregel bleibt: Sagen Sie, was Sie aufgrund des momentanen Wissensstandes sagen können.
Bei der Pressekonferenz am 20. Oktober sagte ESA-Chef Jan Wörner sinngemäß: Die Testlandung lässt ein paar Fragen offen. Ist das Gerät intakt und kann sich bloß nicht melden? Oder ist es zerschellt? – Wir wissen es nicht. Noch nicht. Was wir aufgrund der vorhandenen Daten wissen: Der Lander hat es durch die Mars-Atmosphäre geschafft, und der Fallschirm hat sich geöffnet. Bis wir endgültige Sicherheit haben, wird es allerdings ein bisschen Zeit brauchen.
Wunderbar. Die „Unbesiegbarkeit“ des Sprechers hat zwar durch die Situation einen Knacks bekommen, aber das Wichtigste ist in dem Schlamassel intakt geblieben: seine Glaubwürdigkeit.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
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