Wie Medien finanziert werden, hat wesentliche Auswirkungen darauf, wie sie aufgemacht sind, und auch darauf, wie Presseleute dort ihre Nachrichten aufbereiten. Insofern sollten Sie als Kommunikatorinnen und Interviewpartner einer aktuellen Entwicklung Ihre besondere Aufmerksamkeit schenken: Die großen Verlagshäuser ziehen mehr und mehr Bezahlschranken für ihre Artikel ein, das Abo-Geschäft wird gerade massiv ausgebaut.
Und ja: Dieses Bedürfnis ist naheliegend, seit sich Printmedien im Netz tummeln. Die wollen halt nicht nur für ihr papierenes Produkt Geld sehen, und sie wollen sich auch nicht nur von Werbeschaltungen abhängig machen. Wie so manches kommt dieser Trend aus den USA – die NEW YORK TIMES hat im vergangenen Jahr über 1 Milliarde Dollar an Abo-Einnahmen lukriert.
Trotzdem ist in unseren Breiten die Bereitschaft, für journalistische Beiträge im Netz Geld zu zahlen, immer noch wesentlich geringer ausgeprägt. Der CARTA-Autor Frederik Fischer hat unlängst in einer Umfrage die Ursachen recherchiert und dabei drei Punkte ausfindig gemacht: Kein Geld. Kein Grund. Keine Lust. Kurz gesagt: Warum soll ich zahlen, wenn es im Netz so viel gratis gibt? Interessant ist aber auch die gegenteilige Begründung, also die Motivation derer, die sehr wohl bereit sind, ein Online-Abo zu buchen. Auch hier kurz gesagt: Weil mir unabhängiger Journalismus wichtig ist, und weil dieser nun einmal etwas kostet.
Diese beiden Motivationen weisen auf eine wichtige Tatsache hin: Bezahlte journalistische Inhalte im Netz sind sorgfältiger recherchiert, sie geben den Hintergründen mehr Raum und sind eher als Reportagen oder sogar als Essays aufgebaut. Gratis-Inhalte gehorchen eher den Gesetzen der Vermarktung, denn sie sind ungleich größerem Konkurrenzdruck ausgesetzt. Erstere erfordern vor allem die anschauliche Darstellung von komplexen Zusammenhängen, Zweitere das gekonnte Spiel auf der Klaviatur des Spannungsaufbaus.
Wenn Sie ein Print-Interview geben, ist es also durchaus sinnvoll, in der Vorbereitung abzuchecken, ob der Artikel in einer kostenlosen oder bezahlten Version erscheinen wird. Dies gibt Ihnen Aufschluss darüber, wie Sie Ihre Inhalte am besten darstellen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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