Pressekonferenz: Kniffliges für den Weltmeister

Im Medientraining, aber auch im Business-Meeting, geht es oft um den Umgang mit der „unfairen Frage“, mit der jemand, der im Journalismus tätig ist, einen Angriff verschleiert. Eine andere Species kommt seltener vor, ist aber um nichts weniger knifflig: die „deplatzierte Frage“. Das ist eine Frage, die so daneben ist, dass man sie eigentlich nicht beantworten kann.

Also zum Beispiel die Frage, die ein Journalist bei der Pressekonferenz dem Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger stellte, nachdem dieser seine Dienste beim Chicago Fire SC angetreten hatte: „Can you help Chicago win the World Cup?“ („Können Sie Chicago zum WM-Titel verhelfen?“ ).

Den Fußball-Fans unter Ihnen ist sofort klar: Nein, kann er nicht. Aber nicht, weil er kein sensationeller Kicker wäre, sondern einfach deshalb, weil nur Nationalmannschaften einen WM-Titel erringen können. Was Chicago Fire nicht ist. Wenn er noch so gut spielt: Einen Konfetti-Regen wie auf dem Foto wird es für diesen Club sicher nie geben. Also eine deplatzierte Frage, aber sie stand nun einmal deutlich im Raum:

Schweinsteigers Reaktion ist bemerkenswert: Natürlich hatte er die Frage des Journalisten sofort verstanden, er hatte davor zwei Jahre bei Manchester gespielt und spricht gut Englisch. Und obwohl es eigentlich ein Leichtes gewesen wäre, den Fehler sofort zurechtzuweisen, simulierte er Probleme der Verständigung – um den Fragesteller nicht bloßzustellen.

Auf diese Weise konnte er gemeinsam mit dem Pressesprecher die Frage richtigstellen und auch so beantworten, wie wenn sie von vorneherein korrekt gestellt worden wäre: „Alles ist möglich. Eine kleine Mannschaft kann immer gegen große gewinnen. Dabei werde ich helfen. Und eines Tages hoffe ich, dass Chicago ein Welt-Club werden kann, wie Sie sagten.“

Sehr sympathischer Auftritt. Die Situation ist produktiv bewältigt. Und niemand muss sich bloßgestellt fühlen. Das ist immer das Ziel des Umgangs mit deplatzierten Fragen: soziale Kompetenz zu zeigen.