Zlatko Junuzovic ist ein guter Typ. Toller Fußballer, der der Österreichischen Nationalmannschaft bei der EM sicher helfen wird. Seit Jahren Leistungsträger bei Bremen in der deutschen Bundesliga, auch kein Bemmerl. Loyal zu seinem Verein, denn anders als viele seiner Kollegen lehnte er höher dotierte Angebote der Konkurrenz stets ab.
Aber jetzt hat er einen Bock geschossen, und der ist für das Medientraining absolut lehrreich.
Vergangene Woche gewann seine Mannschaft gegen das Liga-Schlusslicht Hannover mit 4:1, Junuzovic wurde wegen Spielverzögerung in der 85. Minute mit einer gelben Karte verwarnt. So weit, so unspektakulär. Wenn nicht Junuzovic nach dem Spiel im Interview brühwarm erzählt hätte, er habe sich die Verwarnung absichtlich geholt. „Es war abgesprochen, das gebe ich zu. Besser ich mache es so, als wenn ich absichtlich jemandem wehtue.“
Auch hier spricht wieder die Menschenfreundlichkeit aus dem Mann. Nur leider wurde der Verdacht laut, er habe es absichtlich getan, um im nächsten Spiel gegen Liga-Gott Bayern gesperrt zu sein. Kurz zur Erklärung für diejenigen unter Ihnen, die sich weniger mit Fußball beschäftigen: Junuzovic hatte in den bisherigen Spielen der Saison bereits vier gelbe Karten kassiert, mit der fünften ist man automatisch für das nächste Spiel gesperrt.
Eigentlich ist alles ganz anders
Konsequenz: Der Trainer war stinksauer. Die Schiedsrichtervertreter schimpften. Der DFB verurteilte ihn zu einer Geldstrafe wegen unsportlichen Verhaltens. Sogar eine Sperre stand im Raum. Die Medien sagten artig Danke, denn sie hatten einen Aufreger. Und das alles wegen der Ehrlichkeit? Junuzovic selbst versteht die Welt nicht mehr.
Und das ist interessant: Er fühlt sich deshalb ungerecht behandelt, weil er es ganz anders gemeint hat. „Ich war emotional, es war Minuten nach dem Abpfiff. Mir fehlten die richtigen Worte.“ Was die richtigen Worte gewesen wären, um zu beschreiben, worum es ihm eigentlich ging, ist auf der Homepage des Fußball-Clubs nachzulesen: „Ich war froh, dass ich nicht mehr diese Last mit den vier gelben Karten mit mir herumtragen muss. Das hat mich in den letzten Wochen gehemmt, und darüber habe ich mit ein paar Teamkollegen gesprochen.“
Da ist was dran. Der Fußball ist ein sehr kampfbetonter Sport. Wenn ein Spieler von einer Verwarnung bedroht und deshalb gehemmt ist, beeinträchtigt das die Leistung des Spielers, aber auch der ganzen Mannschaft. Ein durch und durch nachvollziehbarer Vorgang, der aber leider wegen der Geschwindigkeit und der Emotion in der Darstellung entstellt wurde und deshalb zur Aufregung geführt hat.
Was lernen wir daraus? Im Medientraining geht es immer darum, jene Worte zu finden, die geeignet sind, genau das zu sagen, was man im Grunde seines Herzens sagen möchte. Und wenn das für die Öffentlichkeit nicht geeignet ist? Dann suchen Sie eben jene Worte, die das Problem so darstellen, dass es deutlich wird, ohne die Öffentlichkeit zu verstören.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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