„Warum reden Menschen in der Politik so seltsam?“, fragte unlängst die BERLINER ZEITUNG in einem Kommentar. „Sie möchten gerne dem Volk nahe sein und reden dabei doch oftmals gespreizt oder mit aufgesetzter Aufregung.“
„Prozessoptimierung“, „effektive Priorisierung“, „Nullwachstum“ – diese Beispiele stammen aus dem deutschen Bundestag, aber sie begegnen den Zusehenden auch in Sendungen wie „Politik live“ im österreichischen Nationalrat.
Ich würde noch weitergehen und die Erfahrung unseres Medientrainerteams hinzufügen: Dieses Problem gibt es nicht nur in der Politik, sondern überall, wo Menschen öffentlich das Wort ergreifen. Ich stelle diesen Kommentar hier in den Raum, weil er zwei wichtige Gründe anspricht, die der Wirkung von Vortragenden entgegenstehen:
- Abstraktion
- Behauptung statt Empfindung von Emotionen
Aber die BERLINER ZEITUNG stellt dann noch eine zentrale Frage: Wenn alle, die in der Politik tätig sind, so reden – warum wundern sie sich dann auch noch über mangelndes Interesse und Zuspruch?
Die gute Absicht zum besten Ergebnis führen
Dieses mangelnde Problembewusstsein gibt es tatsächlich, es ist uns aus dem Medientraining sehr gut bekannt. Dafür gibt es eine entscheidende Ursache: Jene, die referieren, handeln in bester Absicht. Ich möchte kompetent vor meinem Publikum stehen. Und Emotionen lassen mich vor dem Mikrophon menschlich wirken, das ist bekannt. Also brauche ich intelligente Inhalte, und ich brauche Emotionen.
Diese Absicht ist an sich gut, aber sie führt schnell auf einen Holzweg, nämlich dazu, dass man sich ausschließlich auf den Effekt konzentriert statt auf die Kommunikation. „Prozessoptimierung“ klingt halt irrsinnig gescheit, trägt aber nicht zur Verständlichkeit bei. Und emotionale Power wirkt natürlich irrsinnig attraktiv, will aber nicht mit der Gießkanne, sondern mit Bedacht eingesetzt sein, damit die Botschaft beim Publikum zur Geltung kommen kann.
Stellen Sie sich vor, Sie erklären Ihre Inhalte einer engen Bezugsperson; Sie tun das mit dem Bedürfnis, dass jemand, der Ihnen viel bedeutet, den Wert Ihres Inhaltes erkennen kann. Wenn Sie Auftritte vorbereiten, umgehen Sie mit dieser Methode das Problem und stellen sicher, dass Sie nicht nur gut wirken, sondern vor allem auch gut kommunizieren.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Marketing und Strategie als Wortwolke von Christoph Ludewig auf Flickr.