Da war es wieder – das Wort, das in der medialen Kommunikation in letzter Zeit auffallend häufig fällt: „alternativlos“. Kurz vor Weihnachten hat Gerhart Holzinger, Präsident des Verfassungsgerichtshofes, in einer Pressekonferenz zu Protokoll gegeben, die Wiederholung der Bundespräsidentenwahl sei „alternativlos“ gewesen. Die Entscheidung des VfGH, die in den letzten Monaten ohnehin bis zum Überdruss diskutiert worden ist, einmal beiseitegelassen: Interessant ist für Sie die Art und Weise der Darstellung. Da gibt jemand die eigene Meinung als die einzige Möglichkeit aus, um sie zu legitimieren.
Mit dieser Taktik ist Gerhart Holzinger beileibe nicht alleine. Der Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr, Schulden-Abbau oder das Banken-Enteignungsgesetz waren in der Vergangenheit gerne „alternativlos“. In der Rhetorik wurde dafür bereits ein eigener Begriff erfunden: das TINA-Prinzip (als Abkürzung für there is no alternative).
Selbst wenn Ihre Zuhörerschaft kein Expertenwissen in der betreffenden Materie hat, sagt schon der gesunde Hausverstand, dass es für jedes Problem dieser Welt mehr als eine Lösung gibt. Was die Hofburg-Wahl betrifft, gibt es zum Beispiel maßgebliche Rechtsmeinungen, die dem VfGH widersprechen. Das Wort „alternativlos“ suggeriert aber, dass es von vorneherein keine Alternative gibt. Es kennzeichnet einen Justament-Standpunkt – ich habe recht, und damit basta. In der ratgebenden Literatur findet sich dafür auch das bekannte Wort „Killerphrase“. Nicht ohne Grund wurde in Deutschland vor einigen Jahren das Wort „alternativlos“ zum Unwort des Jahres gewählt.
Denken Sie daran, wenn Sie Auftritte vorbereiten: Wenn Sie die Alternativlosigkeit ins Treffen führen, schwächen Sie Ihre eigene Argumentation. Jedes Publikum dieser Welt sucht sich insgeheim seine Alternativen selbst, wenn sie von der vortragenden Person nicht transparent gemacht werden. Dieses Problem können Sie umgehen, indem Sie Ihr Publikum in diesem Punkt ernst nehmen. Das heißt: Alternativen ansprechen und begründen, warum sie für die aktuelle Entscheidung nicht in Frage kommen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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