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  • Mediales Krisentraining

Ein VW-Chef hat’s schwör

Wie rechtfertigt man sich im Medium für Fehler?

Da staunte das Publikum des amerikanischen Radiosenders NPR nicht schlecht: VW-Chef Müller, der sich in Amerika auf Entschuldigungstour befand, sagte am Sonntag im Interview, der Abgas-Skandal sei ein „technisches Problem“ gewesen. Das Unternehmen habe bei der Entwicklung seiner Software die amerikanischen Gesetze falsch interpretiert. Also alles ein klitzekleines Missverständnis.

Sie können sich das kommunikative Desaster, das der VW-Chef mit diesem Statement angerichtet hatte, lebhaft vorstellen. Hat er sich verplappert? Ist ihm herausgerutscht, was er sich eigentlich denkt? Seine Mission, die amerikanischen Behörden milde zu stimmen, könnte damit schon gescheitert sein.

Am nächsten Tag geschah jedoch Wundersames: Müllers Berater baten um die Wiederholung des Gesprächs – und der Sender akzeptierte. Kleine Bemerkung am Rande: Niemand unter den wohlgemerkt erfahrenen Mitgliedern des Intomedia-Teams kann sich erinnern, dass so etwas im Radio jemals geschehen wäre. Von den Printmedien kennen Sie vielleicht den Vorgang der Autorisierung. Das Medium sendet Ihnen das transkribierte Interview vor der Veröffentlichung zu, damit Sie kleine Fehler korrigieren können. Die Betonung liegt dabei auf „kleine“. Aber diese Praxis gibt es nur in Europa, nicht in Amerika, und schon gar nicht im Radio.

Im zweiten Versuch machte es Müller besser: „VW akzeptiert den Gesetzesverstoß in vollem Maße, und wir entschuldigen uns für den Schaden, den wir den Kunden zugefügt haben.“ Aber dieser zweite Versuch ist für das Medientraining besonders interessant, weil er dabei eine Erklärung für seinen Patzer zum Besten gab: „Ich muss mich für gestern Abend entschuldigen, weil die Situation ein bisschen schwierig für mich war vor all Ihren vielen Kollegen, und jeder hat hineingerufen.“

Leider ist das keine Rechtfertigung. Ein Versprecher kann passieren. Aber er darf einem CEO nicht passieren.

Matthias Müller leitet ein Unternehmen, das einen der größten Wirtschafts-Skandale der Nachkriegsgeschichte verursacht hat. Sich auf eine Kontroverse einzustellen und produktiv um die Rückgewinnung von Vertrauen zu kämpfen, gehört zum Profil seines Jobs. Er muss mit Gegenwind rechnen und seiner Botschaft treu bleiben.

Ein CEO muss Teil der Lösung sein, und nicht des Problems.

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