Spätestens, wenn es ein Interview aus Österreich „nach Deutschland schafft“, muss etwas Merkwürdiges vorgefallen sein. Der SPIEGEL berichtete am Mittwoch vom ZIB2-Interview von Armin Wolf mit dem Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Kurz wollte die strengen Reiseregeln zwischen Weihnachten und Silvester verteidigen. Wolf sprach ihn auf seine Aussage in der Regierungs-Pressekonferenz an, wonach das Virus „durch Menschen, die den Sommer in ihren Herkunftsländern verbracht" hätten, eingeschleppt worden sei. Gemeint war der Westbalkan. Wolf griff diese Aussage im Interview auf und hielt dem Kanzler entgegen, dass 70% der Infektionen in Österreich zustande gekommen waren. Als dieser abwiegeln wollte, kam es zum zitierten Schlagabtausch.
„Muss man Politiker unterbrechen, wenn sie lügen?“, fragte der Spiegel weiter in einem Kommentar.
Zu unhöflich. Zu hart. Womöglich gar parteipolitisch motiviert, sagen die einen. Er versteht sein Geschäft. Er agiert professionell. Und das auch noch mit Unterhaltungswert, sagen die anderen. Interessant ist, was Armin Wolf selbst zu Vorwürfen gegen seinen Interviewstil sagt: „Man sollte unterbrechen, wenn die Fakten nicht stimmen. Aber es gibt sehr viele Menschen, die Unterbrechungen extrem unhöflich empfinden. Die Kunst ist also, wo nötig zu unterbrechen, dabei aber die Sympathie des Publikums nicht zu verlieren – weil sonst keiner mehr zuhört.“
Das sollten Sie als wichtige Information abspeichern, wenn Sie zum Live-Interview geladen sind. Die interviewende Person wird Sie dort kritisch, vielleicht sogar kontroversiell befragen, das ist ihr Job. Aber nicht nur Sie können beim Publikum schlecht ankommen, sondern auch die Moderatorin oder der Moderator. Letztlich geht es immer um die Befriedigung des Informations-Bedürfnisses beim Publikum.
Letzteres sollten Sie im Auge behalten. Und nicht Ihren Ärger darüber, dass man Sie im Studio schon wieder unterbricht.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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