Sie haben es sicher mitbekommen: Die 18jährige Emma Gonzalez hielt vor zwei Wochen beim „March for our Lives“ in Washington eine Rede. Emma Gonzalez ist Schülerin jener Schule in Parkland/Florida, in der ein 19Jähriger am Valentinstag 17 Menschen erschoss. Ihre Freunde starben, sie überlebte – und kämpft seither für ein strengeres Waffengesetz.
Die Rede wurde deshalb bekannt, weil sie genau 6 Minuten 20 Sekunden dauerte – genauso lange, wie der Amokläufer für seine Tat brauchte. Gonzalez verlas die Namen der 17 Opfer und sprach dann diese ganze Zeitlang kein Wort. Schließlich piepste ein Wecker. Die Pause war für die Anwesenden quälend, aber rückwirkend betrachtet war die Qual „produktiv“, denn die Geste der Rednerin war genau so gemeint – als Mittel, ihre eigene Qual beim Publikum spürbar zu machen. Und es auf diese Art zur Empathie und, wo nötig, zum Umdenken zu bewegen:
Und wohlgemerkt: Emma Gonzalez ist sonst nicht auf den Mund gefallen. „Sie sagen, dass Waffen so gefährlich sind wie Autos; wir nennen das Schwachsinn!“, sagte sie kurz nach dem Amoklauf in Richtung der mächtigen amerikanischen Waffenlobby NRA. Und: Jene Vertreter dieser Lobby, die nach jeder derartigen Schießerei stereotyp sagen, ihre Gedanken und Gebete seien bei den Angehörigen, könnten sich „ihre frommen Phrasen sonst wohin stecken“.
Mir fällt dazu ein: Da ist eine junge Frau, die kämpft. Und da ist eine, die uns nebenbei auch noch lehrt, wie gutes Erzählen funktioniert. Nämlich: Es basiert auf persönlichem Erleben, und es bringt dieses Erleben in eine Form, die andere an seiner Brisanz teilhaben lässt. Danke und Respekt.
- Autor:
- Stefan Schimmel