Wenn es im deutschen TV um die Türkei geht, ist er momentan nicht weit: Mustafa Yeneroglu, geboren in Köln, Studium in Deutschland, Rückkehr in die Türkei, dort Mitglied und Abgeordneter der Regierungspartei AKP. Seit dem Putschversuch in den deutschen Medien omnipräsent, alle nennen ihn „Erdogans Sprachrohr in Deutschland“.
Was den Mann noch auszeichnet: Er ist ein verbaler Bodybuilder. Er redet viel, kritisiert gerne seine Mit-Diskutanten, ist aber schnell beleidigt, wenn er selbst kritisiert wird. Und: Er erpresst gerne Frank Plasberg, Maybrit Illner oder Anne Will mit dem Satz „Wenn Sie mich jetzt nicht reden lassen, dann gehe ich.“ Wenn er dabei ist, stehen die Chancen gut, dass die Diskussion überhaupt aus dem Ruder läuft.
Der leibgewordene Alptraum für deutsche Spitzenmoderatoren und Teilnehmende an TV-Diskussionen.
Und hier soll es natürlich nicht um die Türkei gehen. Auch nicht um Mustafa Yeneroglu, genauer: nicht um ihn selbst, seine Statements, seine Politik … sondern um die Frage: Wie kann man in einer (Fernseh-)Diskussion mit einem Teilnehmer oder einer Teilnehmerin umgehen, die das ganze Geschehen an sich reißen? Auch wenn sie vielleicht nicht so extrem agieren wie der Herr aus der Türkei – aber ich bin sicher, Sie kennen diese Menschen, deren Pferde im Gespräch gerne durchgehen und auf den ersten Blick schwer wieder einzufangen sind.
Aus dem Diskussionstraining kennen wir eine Möglichkeit, mit der das recht gut funktioniert, man nennt sie „Phrasieren“. Ihre Aufgabe dabei: Fassen Sie das von der Person Gesagte in eigenen Worten zusammen und führen Sie es in Ihrem Sinne weiter. „Verstehe ich Sie richtig? Sie meinen also, dass Recep Tayyip Erdogan ein mustergültiger Demokrat ist. Wenn Sie mich fragen: Ich der Ansicht, dass …“
Dieses Instrument schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. 1. Sie kommen zu Wort, indem Sie auf die Person eingehen. 2. Sie setzen eigene Inhalte, die Ihnen wichtig sind, und die in der Hitze des Gefechtes sonst unterzugehen drohen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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