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Wirken heißt nicht: sich produzieren

Introvertiert versus extravertiert

Bei der Siegerehrung ein kleines Tänzchen zur Nationalhymne gehalten; beim Siegerinterview einem ZDF-Journalisten den Handschlag verweigert; bei der Pressekonferenz den versammelten Medienvertretern brühwarm erklärt, warum er nichts von ihnen hält. Gewollt oder ungewollt – der deutsche Olympiasieger im Diskuswerfen Christoph Harting hat sich in den letzten Tagen sein öffentliches Leben einigermaßen schwergemacht.

Nun hat er den Medien zur Erklärung ein paar Hintergrundinformationen zu seiner Person gegeben. Auch die waren nicht minder seltsam als seine übrigen Auftritte, trotzdem sind in ihnen ein paar wichtige Körnchen Wahrheit und Realität enthalten, deshalb gebe ich Ihnen hier eines seiner Statements im „O-Ton“:

„Ich bin mit dem Olympiasieg eine Person des öffentlichen Lebens. Der Name Harting wird jetzt noch mehr mit besonderem Interesse verfolgt. Jetzt gibt es aber mehrere Arten von Persönlichkeiten: Extravertierte Menschen legen Wert darauf, wie sie wahrgenommen werden wollen, und repräsentieren sich dementsprechend. Als introvertierte Person, so bezeichne ich mich selbst zumindest, fühle ich mich hier völlig fehl am Platz. Dass ich hier sitze, mit Ihnen rede, das ist nicht meins. Ich fühle mich völlig unwohl.“

Das ist korrekt: Introvertierte Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie sich vor einer Gruppe anderer Menschen ausdrücken sollen, Herr Harting ist bei weitem nicht der einzige. Joanne Rowling ist zum Beispiel auch so ein Fall. Oder Angela Merkel, Herbert Grönemeyer, Bill Gates. Und natürlich führen wir keine Listen – aber über den Daumen gepeilt gehören 50% unserer Kunden und Kundinnen dazu.

Allen Missverständnissen zum Trotz empfinden introvertierte Menschen allerdings ihre Emotionen nicht minder stark als alle anderen. Aber sie sind eben zurückhaltend, wenn es ums Zeigen in der Öffentlichkeit geht. Dasselbe gilt natürlich für Christoph Harting mit seiner Freude über den Olympiasieg. Und jetzt wird es interessant. Denn an seinem Fallbeispiel zeigt sich eine Fallgrube, in die introvertierte Menschen oft tappen: Sie wollen genauso euphorisch und tough rüberkommen wie Extravertierte.

Was aber halt nicht ihr Ding ist.

Das peinliche, gezierte, ungewollt arrogante Verhalten des Herrn Harting ist, da bin ich mir zu 99% sicher, darauf zurückzuführen, dass er das Gefühl hatte, sich vor seinen Zusehern produzieren zu müssen. Das ist die schlechte Nachricht für alle introvertierten Menschen dieser Welt: Sie wirken nicht so, wie sie glauben, dass die Welt es sich wünscht. Die gute ist: Es gibt auch für introvertierte Menschen Mittel und Wege, Wirkungskraft zu erzeugen, aber hallo.

Nur dürfen sie dabei eben nicht die besseren Extravertierten sein wollen.

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