Um beide Formen der Darstellung ordentlich zu würdigen, betrachten wir ein einfaches Beispiel. In einer Argumentation stellen Sie eine Behauptung auf und untermauern diese mit einem Vernunftgrund, einem Argument, also:
Unser neuer Bremsassistent BAS PLUS macht Ihren Wagen deutlich sicherer.
Weil: Er erkennt Gefahren und verstärkt die Bremskraft.
Fein.
Im Storytelling untermauern Sie Ihre Behauptung nicht mit einem Argument, sondern mit der konkreten Erfahrung eines Menschen, der von Ihrem Thema betroffen ist, zum Beispiel:
Unser neuer Bremsassistent BAS PLUS macht Ihren Wagen deutlich sicherer.
Stellen Sie sich vor, ein Autofahrer würde in Lebensgefahr geraten, weil er im Winter bei glatter Fahrbahn eine Baustelle übersieht, die die Straße blockiert.
Nicht so fein. Aber wie diese Geschichte ausgeht, und was der Bremsassistent BAS PLUS damit zu tun hat, sehen Sie in diesem Clip:
Dieser Werbe-Clip der Mercedes E-Klasse ist nicht mehr der Allerjüngste, aber ich kenne seither keinen, der in so überzeugender Weise die Kombination von Storytelling und Argumentation zelebriert. Eine Erfahrung führt zu einer Argumentation, die zu einem Handlungsaufruf (Neudeutsch: Call to Action) führt. Effektiver, knapper und wirkungsvoller kann man einen Inhalt nicht darstellen.
Erfahrungen verstärken Vernunftgründe, und umgekehrt. Bei der Darstellung von Inhalten geht es also nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-als-Auch von Storytelling und Argumentation.
Wolfgang Müller-Funk, Ein Begriff in aller Munde: Was ist dein Narrativ? DER STANDARD, 6.4.2019.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pixabay.