Natürlich könnte man argumentieren: Da hat Hans Krankl gesprochen. Der Goleador. Einer, der den Fans seit Jahrzehnten als erfolgreicher, immer auch ein wenig polarisierender Sportler bekannt ist, ein Hansdampf in vielen Gassen, der unter anderem als „Nachtfalke“ im Radio Jazz präsentierte.
Aber bekannte Sportler gibt es viele. Die erscheinen auch oft in den Medien. Warum also dieses besondere Interview?
Man könnte auch argumentieren: Da gibt es eine wunderbare Anhäufung von „Sagern“, also von Statements, die gewollt oder ungewollt kurios oder gewitzt sind. Früher hätte man dazu „Bonmot“ gesagt. „Das ist Wahnsinn! Da gibt’s Spieler im Team, die laufen noch weniger als ich!“ – Auch Toni Polster ist bekannt für höchst unterhaltsame Antworten auf Interview-Fragen.
Aber wenn die Unterhaltung das einzige Kriterium der Wirkung eines Medienauftritts wäre, dann würden wir uns ja nur mehr an Interviews von Josef Hader oder Roland Düringer erinnern – wenn die denn lustig waren. Warum also dieses besondere Interview?
Emotionen sind Einladungen
Ich möchte Sie hier auf noch einen Aspekt aufmerksam machen, der bei der Wirkung eines öffentlichen Auftrittes eine wesentliche Rolle spielt: die Verkörperung von Emotionen – und damit sind natürlich keine gespielten, sondern echte Emotionen gemeint. Davon ist dieses Interview förmlich „durchtränkt“.
Würde man seine ganzen 2½ Minuten auf die sachliche Information reduzieren, käme man auf diesen Satz: „Die Moral und der Kampfgeist meiner Mannschaft waren gut – damit werden wir auch die in der Tabelle fehlenden vier Punkte aufholen.“ Alles andere ist eine Mischung aus Euphorie, Stolz und Zorn – verbunden mit Worten, die diese Emotionen deutlich machen.
Menschen sind so gebaut, dass sie eine Emotion oder ein Verhalten, das sie an anderen Menschen beobachten, spiegeln können, das heißt: Sie „leben darin mit“ (Lesen Sie dazu hier oder hier.) Wenn das funktionieren soll, muss man dem Publikum aber ein Angebot machen, das bedeutet: Man muss Emotionen verkörpern.
Wenn Sie in einem Interview das Wort ergreifen, fragen Sie sich also immer auch: Wie geht es mir in Bezug auf meine Botschaft? Was empfinde ich, wenn ich sie ausspreche? Und zeigen Sie das dann in Aktion. Und vergessen Sie natürlich nicht, das die Sachinformation immer die Basis des medialen Interviews bleibt.
Und weil es so schön ist, hier das Interview von Hans Krankl zum Nachhören:
- Autor:
- Stefan Schimmel