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TV-Studio: Vorsicht Fangfrage

Ich würde diesen Impfstoff jederzeit anderen geben, ja ich würde ihn mir sogar selbst geben, wenn ich ihn brauchen würde. Das sagte Christoph Wenisch vergangene Woche im ZIB2-Interview mit Lou Lorenz-Dittelbacher. Wenn ich dran bin, gerne!, sagte Peter Hacker einen Tag später im „Wien heute“-Interview.

Der eine ist Infektiologe, also ein ausgewiesener, mittlerweile in der österreichischen Öffentlichkeit sehr bekannter Experte, der andere ein Stadtrat und Sozialpolitiker – als solcher gilt er im TV-Studio als Interessensvertreter. Aber es gibt noch einen Unterschied: Letzterer wurde von „Wien heute“-Sendungschef Peter Unger unverblümt und direkt gefragt: Lassen Sie sich mit Astra Zeneca impfen?

Ich wiederhole hier nur zur Erinnerung und der Vollständigkeit halber: In Italien starben nach einer Impfung mit diesem Vakzin in den letzten Tagen zwei Personen, in Österreich eine, in Dänemark eine, in Norwegen fünf. Es wurde noch kein Zusammenhang zwischen dem einen und dem anderen nachgewiesen, aber die Angst ist natürlich nicht wegzudiskutieren.

Also: Lassen Sie sich mit Astra Zeneca impfen?

Dies ist eine Frage, mit der Journalistinnen und Moderatoren gerne die Glaubwürdigkeit von Interessensvertreterinnen und Meinungsbildnern abklopfen. Sind Sie wirklich so sattelfest in Ihren Entscheidungen, wie Sie behaupten? Also stellt man Ihnen im Studio die so genannte „Privatfrage“, die Sie in die Rolle einer betroffenen Person zwingt: Würden Sie die Konsequenzen Ihrer Entscheidungen auch persönlich tragen?

Diese Art der Frage ist deshalb unangenehm, weil sie mit großer Zuverlässigkeit fehlende Sicherheit aufdeckt. „Nein, ich würde mich mit Astra Zeneca nicht impfen lassen!“, können Sie nicht sagen – es sei denn, sie wollen sich mit dem Gesundheitsminister und dem Bundeskanzler anlegen. „Ja, ich würde mich mit Astra Zeneca impfen lassen!“, können Sie nur sagen, wenn Sie sich in der Gefahrlosigkeit dieses Impfstoffes ganz und gar sicher sind. Es gibt auf diese Frage also nur eine mögliche Antwort – und die ist knifflig.

Peter Hacker hat das Problem im „Wien heute“-Interview übrigens recht elegant erledigt, nämlich so: „Wir politisch Verantwortlichen haben natürlich die Wissenschaftler ordentlich gegrillt, wenn ich das so sagen darf. Aber die waren sich so sicher in ihrer Aussage, dass wir gesagt haben: Okay, dann stehen wir auch dazu.“

Eine glaubwürdige Begründung Ihres Statements, eine Bezugnahme auf ausgewiesene Experten, wie Christoph Wenisch einer ist – das ist der Schlüssel, mit dem Sie sich professionell aus dieser Art journalistischer Mausefalle retten können. Aber solche Dinge müssen Sie halt auch vorbereiten.

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