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  • Storytelling

Ihr Publikum will “dabei sein”

Anteilnahme ist ein wichtiges Instrument der medialen Wirkung

Das ist Zukunftsmusik: Nonny de la Peña, ehemals Journalistin bei Newsweek, arbeitet an einer neuen Form des Journalismus, am so genannten „immersive journalism“. Dabei geht es darum, dass Konsumierende eine Nachricht nicht mehr nur lesen (Print), hören (Radio) oder sehen (TV), sondern quasi „am eigenen Leib“ erleben, mit Hilfe eines Schauplatzes, den man mit einer Virtual-Reality-Brille betrachtet.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee ist (Hier oder hier können Sie sehen, wie sie funktioniert.). Wie bei jeder neuen Idee wird man erst in einigen Jahren sehen, ob und wie sie sich verwirklicht. Aber über eines bin ich mir ganz sicher: Nonny de la Peña adressiert damit ein wichtiges Bedürfnis im Zusehenden, das wesentlich zur Spannung einer Darstellung beiträgt: das Bedürfnis, Anteil zu nehmen. Quasi „mit Haut und Haar dabei“ zu sein.

Auch wenn Sie in einem Interview natürlich keine virtuelle Realität aufbauen können – aber dieses Bedürfnis, Anteil zu nehmen, können Sie auch mit Ihren Worten sehr gut zufrieden stellen. Das Mittel nennt sich „human touch“, und es funktioniert so, dass Sie einen Sachverhalt aus der Warte eines betroffenen Menschen erzählen.

Bestes Beispiel dazu lieferte vor einigen Jahren der „Trayvon Martin-Fall“: Der 17jährige Afroamerikaner Trayvon Martin war von George Zimmerman, einem weißen Wachmann, erschossen worden. Zimmerman wurde im Prozess freigesprochen, was zu tumultartigen Unruhen unter der afroamerikanischen Bevölkerung führte. Da meldete sich in dieser brenzligen Situation Barack Obama zu Wort: Der Tod Martins sei eine Tragödie, aber die USA ein Rechtsstaat, und ein Gericht habe geurteilt. Nun war das natürlich noch nicht geeignet, die Tumulte zu besänftigen.

Also brachte Obama jetzt eine „human touch“-Geschichte: "Als Trayvon Martin erschossen wurde, habe ich gesagt, er könne mein Sohn sein. Oder um es anders zu sagen: Auch ich selbst hätte Trayvon Martin sein können, vor 35 Jahren. Wenn Sie sich fragen, warum die afroamerikanischen Community so viel Schmerz über das empfindet, was hier geschah, dann müssen Sie bedenken, dass sie dieses Thema durch die Brille einer Reihe von Erfahrungen betrachtet …"

Mit diesen Worten hat Obama natürlich das Problem nicht gelöst; aber indem er sich selbst als Identifikationsfigur für sein Publikum (und zwar sowohl für das schwarze als auch für das weiße) anbot, konnte er die Tumulte wenigstens für den Augenblick besänftigen und wenigstens eine kleine Beruhigung in diesem Jahrhunderte alten Konflikt eintreten lassen.

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