Von Mensur Suljovic wussten bis vor kurzem nur die eingefleischten Fans – die Insider in einer Sportart, die Sie als Freizeitbeschäftigung vom Bierlokal kennen: dem Dartspiel. Aber Darts ist ein beinharter Präzisionssport, und nachdem der Mann gerade ein Champions League Turnier gewonnen und es so ins Sport-Hauptabendprogramm des ORF geschafft hat, wird er nicht mehr lange unbekannt bleiben.
Ich spreche heute von ihm, weil im Netz ein wunderschönes Interview kursiert, das Suljovic gemeinsam mit seinem Match-Gegner Gerwyn Price gegeben hat – eine Art „Doppelconference“, die zwei Personen zeigt, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: einen sehr klaren und stringenten Price auf der einen, und einen gleichsam von seinen Emotionen überfluteten Suljovic auf der anderen Seite.
Hier können Sie das Interview sehen.
Und obwohl man Suljovic in diesem Interview kaum versteht (auch weil er nicht so gut Englisch spricht), kommt seine Art beim Publikum wunderbar an; auch andere Interviews von ihm werden übrigens von Medien immer wieder gerne aufgegriffen.
Das Interview ist ein wunderbares Anschauungsbeispiel für die einfache und bekannte Tatsache, dass Ihr Publikum ein Hirn und ein Herz besitzt, und dass für eine optimale Wirkung grundsätzlich beide Kanäle verwendbar sind. Klarheit und Prägnanz sind für das Hirn zuständig, stimmige Emotionen für das Herz. Insofern bilden die beiden Interviewpartner in diesem Fall gerade wegen ihres Extrems eine schöne Ergänzung.
Aber für einen wirklich perfekten Live-Auftritt kommt das eine ohne das andere nicht aus. Klarheit ohne Emotion ist trocken, Emotion ohne Klarheit nicht informativ. Eine Kombination von beidem, quasi ein Price/Suljovic-Hybrid, ist im Interview unschlagbar. Wenn Sie wirklich ins Schwarze treffen und Spannung erzeugen wollen, vergessen Sie also nicht, sich zwei Dinge zu überlegen: Was will ich sagen? Und: Wie geht es mir dabei?
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pexels.