Wichtige Phänomene können wir an unseren Sprachgewohnheiten oder an oft gebrauchten Redewendungen ablesen. Ein Gespräch unter zwei Personen heißt „Vier-Augen-Gespräch“. Nicht „Vier-Ohren-Gespräch“. In diesem Gespräch werden die beiden Personen, wenn sie respektvollen Umgang pflegen, einander „auf Augenhöhe“ begegnen. Und wenn sie gut mit einander können, werden sie wichtige Gedanken und Gefühle gegenseitig „von den Augen ablesen“ können.
Sie sehen, worauf das hinausläuft. Auch die Ohren oder die Nase oder die Zunge sind wichtige Sinnesorgane, auch mit ihnen können wir Eindrücke wahrnehmen und interpretieren. Aber wenn es um die Kommunikation geht, stehen die Augen ganz oben am Siegertreppchen.
Direkter Augenkontakt macht glücklich, sagt jetzt eine im Magazin NATURE veröffentlichte Studie. Ein wesentlicher Anteil an Ihrer Präsenz entsteht durch den offenen Blickkontakt. Mit den Augen zeigen wir Interesse (wir „werfen einen Blick“ auf jemanden), mit ihnen signalisieren wir Freude, Mut oder Zuversicht, ohne dass wir dabei ein Wort sprechen müssten. Einen leeren oder ausweichenden Blick interpretiert das Publikum fast ausschließlich als Desinteresse, Zurückweisung oder Schüchternheit.
Deshalb finde ich es tragisch, wenn Expertinnen oder Experten in ihren Skype-Interviews mich ganz offensichtlich nicht ansehen wollen; noch tragischer wird es, wenn ich bedenke, wie blitzgescheit diese Personen eigentlich sind. Wenn sie den Blickkontakt verweigern, meldet sich in meinem Hinterstübchen immer die Frage, ob sie denn vielleicht selber gar nicht so sehr an ihre Worte glauben? Oder ob sie ein bisschen überheblich sind? Wie auch immer meine Interpretation ausfällt: Auf jeden Fall schadet sie dem Inhalt und der Reputation der Person, die spricht.
Also: Auch wenn das im Skype-Interview oder im Web-Meeting natürlich anstrengend ist, konzentrieren Sie sich trotzdem ganz besonders auf den Blickkontakt. Kleben Sie notfalls einen Punkt neben ihre Webcam. Ihre Präsenz und Ihre Glaubwürdigkeit werden es Ihnen danken.
Foto: Pixabay.
- Autor:
- Stefan Schimmel