• Medientraining

Selbstbekenntnis im TV-Interview

Wann ist es sinnvoll, die Rolle zu wechseln?

Gery Keszler, Gründer des Wiener Life-Balls, hat sich am Samstag in seiner Eröffnungsrede dazu bekannt, einer der ersten AIDS-Kranken in Österreich gewesen zu sein. Bis dahin kannte man den Mann als unermüdlichen Spendensammler im Dienst des Kampfes gegen diese Krankheit – aber nicht als Betroffenen. Das Publikum war überrascht und berührt. Und so hat diese kleine Information den Grund für den Ball wieder in den Mittelpunkt des Bewusstseins gerückt.

Aber auch für das Medientraining regt diese kurze Rede zum Nachdenken an: Unter welchen Umständen ist es sinnvoll, die Rolle, die man im TV-Interview spielt, bewusst zu wechseln?

Menschen, die in den Medien zu Wort kommen, repräsentieren dort gewöhnlich vier besondere Rollen: Sie sind Experten, Interessensvertreterinnen, Prominente oder Betroffene. Wenn die Presse Sie kontaktiert, werden Sie hoffentlich für Ihre Expertise oder Ihre Meinung gefragt werden, es sei denn, Sie sind prominent. Oder Sie hatten einen Unfall.

Und natürlich versuchen Verantwortliche aus Wirtschaft und Industrie es eher zu vermeiden, in die Rolle von Betroffenen gedrängt zu werden, weil sie dann zu etwas Stellung nehmen müssen, das nichts mit ihrer eigentlichen Kompetenz zu tun hat und vielleicht ihrer Reputation schadet. Ärztliche Fachkräfte, die krank aussehen, flößen nun einmal weniger Vertrauen in ihre Heilkunst ein.

Das Outing von Gery Keszler zeigt, dass es trotzdem manchmal sinnvoll sein kann, sich zu „outen“ – nämlich dann, wenn das Bekenntnis im Publikum etwas auslöst, das ich gerne „produktive Betroffenheit“ nennen möchte. Die Glaubwürdigkeit dieses Mannes ist jedenfalls von einem Moment auf den nächsten wesentlich gestiegen, denn ab sofort ist klar, dass er den „Life-Ball“ aus eigener Erkrankung und im Interesse anderer Betroffener veranstaltet, und nicht, um einmal im Jahr im Rampenlicht zu stehen:


Haben Sie eigene, vielleicht leidvolle Erfahrungen in dem Thema, zu dem Sie Stellung nehmen sollen? – Dann sollten Sie darüber nachdenken, diese Information Ihrem Publikum weiterzugeben. Es erhöht Ihre Glaubwürdigkeit.

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