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Schlagen, rutzen, futz ...

Wie klingen Wiener in Vorarlberg? Tirolerinnen in Graz? Bayern in Berlin? Sächsinnen in Zürich? Moderatorinnen oder Schauspieler durchlaufen in ihrer Ausbildung ein jahrelanges, hartes Artikulations-Training, das zu einer Aussprache führt, die überall im deutschen Sprachraum als angenehm empfunden wird – dem Standarddeutsch oder Bühnendeutsch. Die allermeisten Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in Wirtschaft und Industrie durchlaufen eine solche Ausbildung allerdings nicht.

Btw – das wäre auch gar nicht sinnvoll, weil dabei, wenn nicht sauber genug gearbeitet wird, immer auch die unmittelbare, authentische Wirkung am Spiel steht. Das hat aber zur Folge, dass Dialekte mehr oder weniger hörbar sind. Und dass die Sprecherin oder der Sprecher bei einem Interview oder Auftritt außerhalb ihres eigenen „Biotops“ oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben, die nichts mit den Inhalten, sondern eben mit der Aussprache zu tun haben.

Ein Beispiel gefällig? François Conrad beherrscht als Luxemburger mit der deutschen und der französischen eine besonders harte und eine besonders weiche Sprache von Kind an. Er erforscht die Aussprache und die Wirkung verschiedener Sprachen seit Jahren und macht ein paar besondere Effekte für die harte und unangenehme Wirkung einer Sprache verantwortlich. Sein Favorit: die "Reibelaute", bei denen auf einmal viel Luft durch eine Engstelle gepresst wird. Zum Beispiel das „Ch“, das wie ein hartes „Kh“ klingt – die Tiroler unter Ihnen könnten sich an dieser Stelle vielleicht angesprochen fühlen …

Farben der Aussprache: Verbergen oder belassen?

Im Kopf vieler Menschen entsteht eine eigenartige Schere, wenn sie ein Interview geben sollen: Soll ich meine Sprache verändern, um vom Publikum angenehm wahrgenommen zu werden? Oder soll ich meine Sprache lassen, wie sie ist, um nicht künstlich zu wirken? Das ist immer wieder Thema in unseren Trainings, auch hier im Blog, wenn zum Beispiel die Schweizer Ski-Rennläuferin Corinne Suter im ORF ein Interview in Schweizerdeutscher Mundart gibt.

Im Training raten wir immer dazu, die Frage umzukehren. Nicht: Was wirkt angenehmer? Sondern: Was schadet weniger? Wenn Sie Ihre Aussprache so verändern, dass Sie damit wie ein künstlicher Roboter klingen, schadet das Ihrer Wirkung mehr, als wenn Sie mit Ihrer Aussprache bei sich bleiben.

Damit lösen zwar vielleicht das eine oder andere Vorurteil aus, wirken aber insgesamt als lebendige und authentische Persönlichkeit. Und das ist niemals falsch.

 

Den sehr unterhaltsamen und informativen Vortrag von François Conrad können Sie übrigens hier nachsehen.

 

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