Als Urheber der Aktion outete sich gestern die Kinderschutzorganisation „Plan International“, die auf das Problem aufmerksam machen wollte, dass weltweit täglich mehr als 30.000 (!) minderjährige Mädchen zwangsverheiratet werden. Die Strategie ist voll aufgegangen, und an diesem Beispiel können Sie erkennen, dass Provokation ein mächtiges – und positives – Werkzeug sein kann.
Aber gilt das auch für die mediale Kommunikation?
Sind Provokationen z. B. in Podiumsdiskussionen ein gutes Mittel?
„Provozieren“ heißt wörtlich: „herausfordern“. Ich kann mein Publikum oder die Opposition herausfordern, indem ich
- übertreibe (wie zum Beispiel weiland Thomas Bernhard).
- meine Gegenpartei beschimpfe, um sie aus ihrer Bahn zu werfen.
- bewusst eine Norm verletze wie der norwegische Blog.
Über eines sollten Sie sich im Klaren sein: Provokationen eskalieren eine Situation und gehen deshalb häufig „nach hinten“ los. Druck erzeugt Gegendruck. Wenn Sie in einer Diskussion eine Gegenpartei persönlich beleidigen, wird es unausweichlich zum Wortgefecht kommen. Ob dieses dann im Sinne des Publikums zur Klärung des diskutierten Sachverhalts beiträgt, ist zweifelhaft.
Provokationen sind dann angemessen, wenn Ihr Publikum ein wichtiges Problem permanent ignorieren will. Jamie Oliver zum Beispiel provoziert gerne sein amerikanisches Publikum, um es auf das Problem der Fettleibigkeit aufmerksam zu machen und zu gesunder Ernährung zu bewegen. Provozieren ist also nicht eine Frage der „Erlaubnis“ – sondern der Angemessenheit. Und Ihrer Einschätzung der Situation.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
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