Jimmy Hoffer ist ein verdammt guter Kicker. Er spielte ab der U17 in allen Nationalmannschaften. Er begann bei Admira Wacker, spielte bei Rapid, dann lange im Ausland. Mal lief es besser, mal schlechter. Im Augenblick läuft es weniger gut – Hoffer ist zur Admira zurückgekehrt, die gerade so gar nicht gewinnen kann. Und den Trainer gewechselt hat. Am Samstag ging ein Spiel gegen Rapid gar mit 0:5 verloren.
Verständlich, dass man dann grantig ist. Und noch viel grantiger, wenn der ORF-Moderator Adi Niederkorn nach dem Spiel fragt, was denn der neue Trainer nun anders mache als der bisherige. Antwort: siehe oben. Die Kamera verfolgte den Erzürnten übrigens noch bis zur Kabinentür.
Ich finde solche Interviews wunderbar, weil sich dabei Emotionen offenbaren, die sonst durch die Etikette verheimlicht werden. Die aber nichts desto trotz in vielen interviewten Personen ihr Unwesen treiben: der Zorn nämlich und der Unmut über eine als unpassend empfundene Frage.
Fußballer dürfen diesem Unmut in Interviews freien Lauf lassen. Sie dürfen das nicht. Was also mit dieser Energie anstellen, wenn Sie dem Moderator nicht ankündigen dürfen, dass Sie jetzt duschen gehen?
Ob Sie es glauben oder nicht: Aber Sie können sehr wohl bei Jimmy Hoffer Anleihe nehmen. Genau betrachtet hat er nämlich etwas gemacht, das allen interviewten Personen zukommt: Er hat die Frage des Moderators bewertet. Nicht höflich, aber er hat sie bewertet.
Die Frage eines Journalisten oder einer Moderatorin ist unfair? Dann sprechen Sie das an und begründen Sie Ihre Meinung: „Diese Frage ist unpassend, weil …“ Dann setzen Sie eine Antwort dazu, die Ihrem eigenen Aussagewunsch entspricht. Damit ist Ihr Zorn über eine „blöde Frage“ in produktive Bahnen geleitet. Und Sie sind dabei nicht einmal unhöflich.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
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