Gestern hat Donald Trump die Washington Post von der Teilnahme an seinen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen. Wegen „ihrer unglaublich fehlerhaften Berichterstattung“ werde der Zeitung die Akkreditierung entzogen, so Trump auf Facebook. Damit verweigert der Präsidentschaftskandidat einer der wichtigsten Zeitungen des Landes die Kommunikation.
Der Chefredakteur der Washington Post, Martin Baron, konterte prompt: „Wir werden weiter über Trumps Wahlkampf berichten, und zwar wie bisher: ehrlich, wahrhaftig, präzise, energisch und furchtlos.“
Das werden spannende Zeiten.
Ich spreche hier über diesen Fall, weil uns im Printtraining immer wieder diese Frage unserer Teilnehmenden begegnet: „Medien berichten fehlerhaft und drehen mir das Wort im Mund um – warum muss ich mit denen überhaupt reden? Kann ich sie nicht einfach ausladen?“
Die Antwort ist klar: Natürlich können Sie. Aber die Medien werden sich davon nicht abhalten lassen, über Ihr Thema weiter zu berichten, siehe die Reaktion von Martin Baron. Der berufliche Auftrag eines Journalisten oder einer Journalistin ist es, zu bohren und unangenehm zu sein, und nicht, den Interviewten zu gefallen. Die Berichterstattung läuft unabhängig davon, ob Sie dazu Ihren aktiven Beitrag leisten oder nicht. Insofern ist es unklug, die Kommunikation zu verweigern, weil man sich damit um die Möglichkeit bringt, Stellung zu nehmen.
Sie haben keinen Einfluss darauf, was Journalistinnen und Journalisten mit dem machen, was Sie sagen. Aber Sie haben sehr wohl Einfluss darauf, was Sie sagen. Wenn ihre Statements auf den Punkt gebracht sind, wenn sie klug sind und dazu noch lebendig und spannend erzählt, wird Ihr Einfluss auf das, was die Medien damit machen, bedeutend mehr sein als Null.
Wenn es um die Medien geht, ist Pro-Aktivität die bessere Idee als Verweigerung.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Certified safe von Iain Farrell auf Flickr.