So titelte das Cover des TIME MAGAZINE heuer im März. Dieses Wochenende brachte der STANDARD eine Schwerpunktausgabe zum Thema „Wahrheit“ – gut, wenn Medien in Zeiten von „Fake News“ und „alternativen Fakten“ einen prüfenden Aufstieg auf die Meta-Ebene unternehmen.
Allen Interviewten und Kommunikationsarbeitenden kann ich die Lektüre sehr ans Herz legen; für die Eiligen unter Ihnen fasse ich hier in aller Kürze das Wichtigste zusammen:
Einerseits gilt ein von Peter Filzmaier schön formuliertes Prinzip: Never lie! Versorgen Sie Ihr Publikum, vor allem wenn es Sorgen hat und emotionalisiert ist, niemals mit Fehlinformationen. Lügen oder leere Versprechen helfen vielleicht kurzfristig, fallen einem im Nachhinein aber meistens auf den Kopf (zum Beispiel ihm). Lügen zersetzen das, was in der Kommunikation grundlegend ist: die Bereitschaft des Publikums zu vertrauen.
Andererseits: Eine einzige objektive Wahrheit („die Wahrheit an sich“) zum Thema X gibt es nicht. Das sagen sogar Fachleute auf dem Gebiet der Philosophie, der Wissenschaft oder der Rechtswissenschaften. Wenn Sie also ein Interview geben, stellen Sie zu Ihrem Thema X nicht DIE, sondern EINE Wahrheit dar. Das soll so sein und ist an sich kein Problem; problematisch ist nur, dass Ihre Zuhörenden aktuell über alle möglichen Arten von Kommunikations-Kanälen permanent mit emotionalen Statements bombardiert werden, die beim Publikum das Gefühl erzeugen, die Wahrheit zu sein.
Wie soll man sich aber mit (trockenen) Fakten gegen (attraktive) Gefühle behaupten?
Antwort: Eine spannende Geschichte ist eine Form, die beides mit einander verbindet: Fakten und Gefühle. Vernachlässigen Sie also nicht ihre Fakten, gehen Sie ihnen auf den Grund. Aber wenn Sie Nützliches oder Sinnvolles gefunden haben, suchen Sie gleichzeitig immer auch nach der spannendsten Form der Darstellung. Truth is auf keinen Fall dead – wir leben nur in einer Zeit, in der man sich ein bisschen mehr anstrengen muss, um ihr zu ihrem Recht zu verhelfen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pixabay.