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Gut geschrieben – aber falsch

Der Wissenschaftler im SPEKTRUM hat sich über den ZEIT-Artikel sehr gefreut: „Endlich beschreibt jemand die Atmosphäre eines großen astronomischen Observatoriums.“, jubiliert er – offenbar in seinem Fach ein wenig beachteter Aspekt. Doch das Aber folgt auf dem Fuß: „Jeder, der mit dem Thema vertraut ist, stöhnt auf und findet auf Anhieb ein halbes Dutzend grober Fehler.“

Konsequenter Weise nannte das SPEKTRUM seinen Artikel „Der Milliarden-Sterne-Irrtum“.

Da sind zum Beispiel Worte falsch gewählt: Ein „Okular“ schießt keine Bilder. Oder es wird Unmögliches als möglich dargestellt: Die Magellan’schen Wolken sind vom Observatorium in Teneriffa aus nicht direkt zu beobachten. Oder die Größenordnungen stimmen nicht: Galaxien mit einem „Durchmesser von mehr als 200 Millionen Lichtjahren“, wie der ZEIT-Artikel beschreibt, gibt es nicht.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Werden Ihre Zahlen, Daten, Fakten in den Medien auch dann und wann falsch dargestellt?

Was gehört zum perfekten Schreiben?

Der Artikel im SPEKTRUM ist deshalb interessant, weil er nicht nur klagt, sondern sich auch dem Phänomen anzunähern versucht: Journalistinnen und Journalisten können gut schreiben und gut recherchieren, wenn sie denn Zeit haben. Aber sie sind natürlich keine Fachleute. Bestenfalls sind sie auf ein besonderes Fach spezialisiert, d. h. sie schreiben nur über Wirtschaft, oder nur über Recht, über Steuern, Opern, Reisen, Bildung, etc., oder eben nur über Wissenschaft.

Aber selbst dann haben sie niemals das ganze Hintergrundwissen, das Sie sich in Ihrem langen Ausbildungs- und Berufsleben angeeignet haben. Aber der SPEKTRUM-Artikel mahnt zu Recht, dass es gerade dieses Hintergrundwissen ist, das eine Person befähigt, eine komplexe Materie zu bewerten und einzuordnen, dabei Wichtiges und Bedeutendes herauszustellen und von Unwichtigem und Unbedeutendem zu trennen. Wie es eben Aufgabe von gutem Journalismus ist.

Ich erzähle Ihnen von diesem Fall, um Sie darauf aufmerksam zu machen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit Presseleuten in Kontakt zu treten, bzw. Gespräche zu führen: auf der Bühne oder hinter den Kulissen.

Die verschiedenen journalistischen Gesprächsformen

"Auf der Bühne": Sie sind mit einem Mikrophon konfrontiert, und ein rotes Lämpchen leuchtet auf, oder die interviewende Person sagt zu Ihnen „Band läuft!“, um Ihnen zu signalisieren, dass alles, was Sie nun von sich geben, als Originalton im Beitrag verwendet werden kann – und das immer auch gegen Ihre Interessen oder eben gegen die Richtigkeit der Fakten.

"Hinter den Kulissen": Sie können mit Journalistinnen und Moderatoren auch reden, ohne dass Kamera und Mikrophon dabei sind – in so genannten Hintergrundgesprächen. Das sind Gespräche, die nicht aufgezeichnet, und deren Inhalte nicht direkt in Artikel oder Beiträge eingearbeitet werden. Sie tauschen sich mit dieser Person in ungezwungener Atmosphäre über Zahlen, Daten und Fakten aus und bereichern damit ihre „innere Bibliothek“.

Ein Okular ist ein Bestandteil des Teleskops. Die Magellan’schen Wolken stehen am Südhimmel in einer Deklination von -70 Grad. Die Milchstraße ist eine sehr große Galaxis, sie misst im Durchschnitt aber auch nicht mehr als 100.000 Lichtjahre. Und so weiter.

In Ihrem kommunikativen Leben werden Ihnen der eine oder die andere Journalistin immer wieder über den Weg laufen. Bieten Sie diesen Personen immer wieder auch Hintergrundgespräche an! Diese Investition lohnt sich – denn die Fehlerquote wird sinken, und die Qualität der Beiträge zu Ihrem Thema wird steigen. Angenehmer Nebeneffekt: Presseleute schätzen solche Termine, weil sie dabei immer auch neue Geschichten erfahren – etwas, das zu berichten sich lohnt.

Hintergrundgespräche sind also wunderbare Vehikel, Ihre Inhalte unter die Leute zu bringen.

 

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