Grundsätzlich ist der Gedanke richtig: Wenn in einer Gruppe, einer Abteilung, einem Team Sand im Getriebe ist, dann sind gemeinsame Visionen geeignet, die Mitglieder neu zu motivieren. Dieser Gedanke hat wohl Jean-Claude Juncker dazu bewegt, in seiner Rede zur Lage der Europäischen Union den Euro als Währung für alle Mitgliedsstaaten vorzuschlagen.
Die Reaktionen: Zurückhaltung. „Träumerei“. „Horror-Szenario“. “Desorientierung”.
Und natürlich war auch ein bisschen Zustimmung dabei. Aber eben nur ein bisschen – und das ist zu wenig.
Worauf Sie bei der Motivation Ihres Publikums achten sollten
„Im Jahr 2030 stehen wir leibhaftig auf dem Mars.“ – Diese Vision entwarf Barack Obama vor ein paar Jahren in einer Rede im Kennedy Space Center. Bei den NASA-Mitarbeitern ist er damit sicher auf offene Ohren gestoßen. Bei Elon Musk sowieso. Bei mir übrigens auch – ich finde die Entdeckung fremder Welten faszinierend und verfolge die Entwicklung der Curiosity-Expedition mit staunenden Augen wie ein kleiner Junge. Dann schließe ich die Augen und sehe Bilder wie das, das diesen Post illustriert.
Aber selbst an diesem großen Traum der Menschheit gibt es immer wieder Kritik – bei Fehlschlägen zum Beispiel, oder wenn die Größe der Herausforderung allzu übermenschlich erscheint.
Nun – wir wissen, dass der „Euro für alle“ für Europa wie eine bemannte Mars-Mission ist, dazu muss man gar nicht nach Griechenland schauen. Deshalb ist diese Vision zur Inspiration demotivierter Mitgliedsstaaten einigermaßen ungeeignet. Das Beispiel zeigt, dass man bei Visionen doch auch irgendwie achtgeben muss: Sind sie wirklich erstrebenswert? Sind sie erreichbar? Oder zu groß für menschliche Fähigkeiten und Kräfte?
Gute Visionen sind wenigstens für die überwiegende Mehrheit Ihres Publikums erstrebenswert. Natürlich muss man sich anstrengen, um sie zu erreichen. Aber sie sind auf keinen Fall ein Himmelfahrtskommando.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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