Leider ist er bei der European Darts Championship in Salzburg nicht ganz nach vorne gekommen. Aber nach dem Achtelfinale war die Welt für Mensur Suljovic noch in Ordnung. Dort gewann er in einem hochspannenden Spiel gegen Florian Hempel. Danach gab er der KRONENZEITUNG ein Interview, das sich eben durch die großen Gefühle auszeichnet. Ich kenne jedenfalls nicht viele Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, die vor laufender Kamera mit ihrer Emotion so dermaßen eins sein können.
Ein emotionaler Mensur Suljovic. Foto: Screenshot.
Jetzt könnte man fragen: Welchen Informationswert hat dieses Interview? Zumal es in 2 Minuten 33 Sekunden nicht viel mehr Fakten liefert als: „Ich habe gewonnen und bin glücklich!“. Für diesen einen Satz braucht man, pur ausgesprochen, nicht einmal 15 Sekunden.
Trotzdem: Hier lernen wir einen Menschen kennen. Wie er „leibt und lebt“. Wie er Emotionen empfindet und zum Ausdruck bringt. Wir können uns vorstellen, wie wir mit ihm im Beisl anregend plaudernd beim Krügerl sitzen und er uns anschließend im Dartspiel paniert. Amateure, die wir nun mal sind.
Das ist übrigens auch der Grund, warum es solche Interviews gibt. Warum die Medien eine Sportlerin oder einen Sportler sofort nach der Zieleinfahrt oder dem Ende eines Spiels, wo sie doch noch ganz verschwitzt und außer Atem sind, vors Mikrofon holen und sie fragen, wie die Fahrt war oder das Spiel. Dabei geht es natürlich nicht um sachliche Analysen, sondern um das Platzen von Emotionen.
Emotionen bewirken im Fernsehbild, dass die Spiegelneuronen in unserem Gehirn zu feuern beginnen: Das sind Nervenzellen, die bewirken, dass wir die Gefühle von anderen Menschen mitfühlen können, wenn wir sie wahrnehmen. Weil sie das Publikum zur inneren Teilnahme animieren, sind Emotionen für die elektronischen Medien attraktiv.
Und natürlich sollen Sie Herrn Suljovic nicht nachmachen, also im Interview nichts anderes tun als Emotionen zeigen. Das ist passend für ihn als Sportler nach einem Spiel, wäre aber ganz unpassend, wenn Sie als Expertin oder Experte ins Studio geladen sind. Aber Sie können sich fragen: Welchen Inhalt könnte ich mit einer persönlichen, emotionalen Stellungnahme verknüpfen, um mich so mit den Spiegelneuronen der Menschen vor dem Fernseher zu unterhalten?
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
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