Gelbe Sterne auf blauem Grund?

Die Kleidung spricht oft lauter, als man denkt

Absicht oder nicht? Diese Frage beschäftigte die internationalen Medien in den letzten zwei Wochen, nachdem die englische Königin bei ihrer Thronrede einen blauen Hut mit gelben Blümchen getragen hatte, der an die EU-Flagge erinnerte. Oder mit einiger Phantasie erinnern hätte können.

Die Reaktionen in den Neuen Medien sahen jedenfalls in etwa so aus:

Unter #QueensSpeech machte das Bild die Runde, EU-Politiker feixten, und von der Presse kamen Fragen wie „Subtiles Signal?“, „Ein Hut als politisches Statement?“ oder „Ist die Queen eine heimliche Brexit-Gegnerin?“.

Fakt ist, dass die Queen ihre Thronrede und die dazu gehörige Zeremonie das erste Mal in ihrer Amtszeit „dressed down“ absolvierte, d. h. ohne Robe und Krone (und ohne goldene Kutsche). Und wer, wenn nicht die Queen, hätte genügend Dienstjahre am Buckel, um genau über die Tatsache Bescheid zu wissen, dass nichts, auch nicht das kleinste Accessoire, das sie an ihrem Körper trägt, in den Augen der Öffentlichkeit unschuldig ist?

Es spricht also einiges für die Absicht. Und wenn es so wäre: Genial, wenn Sie mich fragen. Aber ich will mich hier gar nicht an den Spekulationen beteiligen; ich habe bloß beim ersten Sehen des Bildes über das perfekte Lehrbeispiel gejubelt. Denn unter den Kommentaren der Medien befand sich auch die Feststellung, dass die Kleidung der Sprecherin diesmal definitiv von ihrem Inhalt ablenkte.

„Was ziehe ich im TV-Studio an?“: Das ist im Medientraining natürlich eine wichtige Frage. Hier hat uns die Queen einen wichtigen Hinweis gegeben: Nichts, was Sie für die Augen der Öffentlichkeit anziehen, ist unschuldig. Kleidung ist im TV-Studio grundsätzlich ein Statement. Wenn Sie nicht ganz bewusst eine bestimmte Anspielung machen wollen, sollten Sie so gekleidet sein, dass Ihre Schale nicht von Ihrem Inhalt ablenkt.

Und übrigens sind sogar Modemacher wie Giorgio Armani der Meinung:

Wenn ein Anzug auffällt, ist man schlecht angezogen.