Was ist passiert? Claudia Reiterer hatte zum Thema „Kinder in der Pandemie – Von der Politik im Stich gelassen?“ geladen. Mit dabei der Beamte aus dem Bildungsministerium und der Schulsprecher der AHS Rahlgasse.
Schon während der Sendung waren die beiden an einander geraten, nachdem Randow kritisiert hatte, dass der Bildungsminister Heinz Faßmann selbst der Diskussion ferngeblieben sei und also „Verantwortung abgeschoben“ habe. Netzer hatte seinerseits Randow dafür angegriffen, dass dieser seinen Vorwurf schon in einem Interview mit der KRONEN ZEITUNG angekündigt hatte.
So weit, so bedauerlich, denn zur Klärung des Themas trug dieser Konflikt natürlich nicht ganz so viel bei. Aber die Sendung „Im Zentrum“ ist bekannt dafür, dass derlei Dinge eben passieren. Aber dann kam es zur Abschlussrunde, und Sie wissen, dass Frau Reiterer zu diesem Zeitpunkt immer alle Diskutierenden zu einer abschließenden Wortspende einlädt.
Das Statement von Herrn Netzer lautete, auf Randow gemünzt: „Ich nehme diese Arroganz mit, dass Ihnen der Generalsekretär eines Ministeriums zu wenig ist.“ Das Kamerabild zeigte noch, wie dem Adressaten der Mund offen stehen blieb, dann war die Sendung zu Ende.
Ist es angemessen, einen Mitdiskutanten, der keine Zeit mehr hat zu antworten, auf diese Weise im Regen stehen zu lassen? Ich lasse hier die Frage nach der Kinderstube einmal beiseite. Bleibt trotzdem noch die Frage: Ist das strategisch im Sinne eines prägnanten Abschlusses klug?
Die Medien kennen den so genannten „Recency-Effekt“, der besagt, dass jedes Publikum dieser Welt am Schluss einer Sendung entscheidet, was es davon nach Hause mitnimmt. Das gilt übrigens auch dann, wenn das, was vorher passiert ist, inhaltlich und rhetorisch auf höchstem Niveau war. Was am Schluss gesagt wird, bleibt vorrangig hängen.
Mit diesem Post möchte ich Sie zum Nachdenken anregen. Was möchten Sie am Schluss eines Interviews, einer Sendung, eines Vortrags sagen? Was möchten Sie dem Publikum mitgeben?
Ihre Expertise? Oder Schimpf? Sie haben die Wahl.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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