In letzter Zeit haben sich die medialen Wutausbrüche von Sportlern auffällig gehäuft. Lindsey Vonn zum Beispiel drosch in einem Facebook-Video mit dem Hammer auf eine Skibindung, die im Rennen aufgegangen war und einen Sturz verursacht hatte. Rudi Völler ließ im Interview mit dem Sky-Reporter seinen bekannten Rohrspatz-Qualitäten freien Lauf – nach einem Spiel, das im Streit zwischen dem Trainer und dem Schiedsrichter abgebrochen worden war.
Mit ein bisschen Sarkasmus könnte man sagen: Blöd, wenn’s nicht so rennt, wie’s soll.
Aber das bringt uns hier auf eine Frage, die alle angeht, die einen öffentlichen Auftritt in TV und Radio zu absolvieren haben: Was tun, wenn das Häferl hochkocht? Und das in einem Setting, das seriöses Auftreten verlangt? Natürlich ist im Business Sachlichkeit gefragt, und es ist eine gute Idee, sich in solchen Situationen in der Kunst des Dissoziierens zu üben – das heißt also, von seiner eigenen Emotion abzusehen und den Kanal der Kommunikation offen zu halten.
Aber in den Medien ist die Bewertung von Zorn oder Wut absolut nicht eindeutig. Der Sport ist dafür ein gutes Beispiel, weil immer starke Emotionen mit im Spiel sind. Die Akteure und Akteurinnen stecken harte Arbeit und Herzblut in ihren Beruf, und manchmal sind Gewinnen und Verlieren nur eine Haaresbreite voneinander entfernt. Ungerechtigkeit oder Missgeschicke können passieren. Und natürlich überspannen Sportler manchmal den Bogen. Lindsey Vonn hat sich entschuldigt, das Video online gestellt zu haben, und auch Rudi Völler gestand am Tag danach eine Überreaktion ein. Aber grundsätzlich machen Emotionen einen wichtigen Teil der Faszination aus, die der Sport auf die Zuseher ausübt.
Emotionen machen einen Menschen lebendig. Sie machen ihn zu einem Menschen. Das gilt im Sport, das gilt aber auch im Business.
Die Lösung ist hier ein schöner, goldener Mittelweg. Wenn Sie während eines TV-Interviews Emotionen empfinden, drücken Sie sie nicht weg, überspannen Sie aber auch nicht den Bogen. Sprechen Sie die Emotion an: Ich bin ärgerlich, weil … Ich bin wütend, weil …, aber natürlich auch in positivem Sinne: Ich freue mich, weil … oder Ich bin froh, dass …
Auf diese Weise stellen Sie Ihre Emotion dar, ohne sich in ihr zu „baden“. Sie zeigen sich menschlich, stellen aber gleichzeitig sicher, dass Sie nicht aus Ihrer Rolle fallen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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