Pixabay.
  • Mediales Krisentraining

Die Zeugnisverteilung

Die deutschen Wahlkämpferinnen und Kanzlerkandidaten ziehen nun auch in Podcasts ihre Kreise. Seit gestern ist im ARD-Podcast „Deutschland3000“ ein Interview mit Armin Laschet online. „Was würden Sie anders machen als Angela Merkel?“, fragte die Moderatorin Eva Schulz. Und fragten die Hörerinnen und Hörer, denen die Sendung offen stand.

Und immer noch steht der CDU-Mann, in Umfragen deutlich hinter der SPD gelegen, stark unter Druck. Auf diesen setzen sich Medien natürlich gerne drauf. Themen finden sich dafür genug, zum Beispiel der auch in Deutschland recht schleppende Fortschritt der Digitalisierung.

Und so stellte Eva Schulz die Frage: „Die Union regiert seit 16 Jahren dieses Land. Und jetzt kommen Sie und müssen uns schon nochmal erklären: Warum sind dann gerade Sie der Beste, um jetzt die Digitalisierung in Deutschland richtig nach vorne zu bringen?“

Antwort Laschet: „Aber das ist auch, liebe Frau Schulz, ein etwas plumpes Argument. Vor 16 Jahren hat Netflix seinen Kunden noch DVDs verschickt.“

Neue Frage: „Also Sie sagen, wir sind 2021 digital so aufgestellt, wie wir könnten?“

Neue Antwort: „Ich sage, die 16 Jahre sind ein blödes Argument, weil sie ganz verschiedene Phasen hatten.“ Und dann brachte Armin Laschet Beispiele dafür, was er als Kanzler tun würde, um Deutschland digital zu modernisieren.

Hier hat der Mann zwei Dinge richtig gemacht. Erstens – er hat sich auf die Suggestion der Fragestellerin („Die CDU hat 16 Jahre lang geschlafen.“) nicht eingelassen. Und zweitens – er hat sich aus der Defensive gekämpft, indem er etwas sehr Einfaches getan hat, nämlich die Frage zu bewerten. In der Schule würde man sagen: ein Zeugnis auszustellen.

Welche Worte Sie in Ihrer Bewertung verwenden, bleibt Ihnen überlassen. Wenig später fiel in dem Interview mit Armin Laschet übrigens das Wort „dämlich“. So unhöflich müssen Sie nicht sein, wenn Sie nicht mögen. Aber die Bewertung einer Frage hat einen großen Vorzug: Sie bringt Sie auf schnellstem Weg aus dem Sumpf, in den Sie die Fragen stellende Person hineinjubeln möchte, zurück auf den Weg ins Trockene, in Sicherheit, dorthin, wo Sie Lösungen anzubieten haben, und nicht Versäumnisse.

Und dort wollen Sie im Interview hin.

Passende Trainings

Kommen wir ins Gespräch

Intomedia Medientraining GmbH
Mariahilfer Straße 109/15
1060 Wien, Austria

T
+43 1 470 45 45
F
+43 1 470 45 45-10
M
office@intomedia.at