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  • Wording und Messages

Die Gabe der Worte

Die emotionale Bedeutung der Sprache ist ein wichtiges Wirkmittel

Heute möchte ich Ihnen eine wichtige menschliche Eigenschaft ans Herz legen: das Staunen. Als Kinder haben wir darüber gestaunt, dass der Himmel blau ist und nicht grün oder lila – aber Gottseidank gab es dann die „Sendung mit der Maus“, die uns erklärte, dass dieses Phänomen an der Wegstrecke liegt, die das Sonnenlicht durch die Atmosphäre zurücklegt.

Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.

Das sagen die Philosophen, aber wir müssen gar nicht unser ganzes Leben dem Denken weihen, um zu wissen, dass da etwas dran ist. Staunen führt zu offenem Interesse, und offenes Interesse führt zur tieferen Beschäftigung mit dem betreffenden Thema.

Der Autor Javed Akhtar (dessen wunderbaren TED-Talk Sie hier sehen können) staunt zum Beispiel darüber, wie Wörter entstehen. Wie viele unterschiedliche Assoziationen in den Zuhörern oder Zuhörerinnen auftauchen können, bloß wenn sie das einfache Wort „Katze“ hören. Was sehen diese Menschen, wenn sie das Wort hören? Was hören sie? Welche guten oder schlechten Erinnerungen ruft es in ihnen hervor?

Die Bedeutung eines Wortes entsteht nicht durch bloße Technik, also durch auf Papier gedruckte Buchstaben oder durch die verschiedenen Schallwellen von Vokalen oder Konsonanten, aus denen das Wort besteht – sondern sie entsteht durch die Welt an Emotionen, Erfahrungen oder Erinnerungen, die es in den Adressaten auslöst.

Javed Akhtar staunt über die Kraft, die ein einziges Wort haben kann, wenn es den Mund des Sprechers oder der Sprecherin verlassen hat. Und das hat natürlich mit Kommunikation zu tun, denn ein guter Kommunikator oder eine gute Kommunikatorin denkt die Botschaft, die ein Wort im Publikum auslösen kann, mit, und zwar nicht erst beim Sprechen, sondern schon im Augenblick der Konzeption.

Hinter dem Staunen steckt ein ernsthaftes Konzept, das mit einer Fähigkeit arbeitet, die Kinder besitzen: „Beginner’s Mind“. Das ist eine Haltung der Offenheit und Begeisterung gegenüber Neuem, die dazu führt, dass wir Dinge vorbehaltlos aufnehmen und damit neue Erkenntnisse über sie bekommen können. Oder wir erhalten einen neuen Blick auf Dinge, die bereits zu toter Routine erstarrt sind.

Aus dem Medientraining kennen wir eine prominente tote Routine: die Wahl der Worte. „Nachhaltig“, „Commitment“, „am Ende des Tages“ – kennen Sie sicher. Man könnte die Liste an Begriffen, die unverwüstlich durch den Kommunikationsäther schwirren, obwohl sie inhaltsleer sind, ins Unendliche fortsetzen. Diesem Phänomen können Sie mit „Beginner’s Mind“ zu Leibe rücken.

Allein für das Wort „Himmel“ gibt es 130 Synonyme in 11 verschiedenen Bedeutungs-Gruppen wie zum Beispiel „Universum“, „Atmosphäre“ oder „Klima“. Rufen Sie sich diesen reichhaltigen Schatz in Erinnerung, den die Sprache für uns bereithält. Wenn Sie als Interviewgeberin, Redner, Speakerin, Präsentator wirklich mitreißend sein wollen, müssen Sie immer wieder an den Anfang zurück, das heißt: die routinierten Worte streichen und vorbehaltlos darüber nachdenken, welches Wort, bzw. welche Kombination an Wörtern aus dem Sprachschatz nun genau das trifft, was Sie vor Ihrem Publikum zum Ausdruck bringen wollen.

Dies ist meine Empfehlung für Sie zum Neuen Jahr, wenn Sie Interviews, Meetings oder Vorträge vorbereiten: Wenn es ans Wording geht, staunen Sie immer wieder ein bisschen.

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