Daniel Abbou ist das, was man eine ehrliche Haut nennt. Der Pressesprecher des berühmten Pannen-Flughafens Berlin-Brandenburg sagt, was er sich denkt. Zum Beispiel: „Die Berliner und Berlinerinnen haben ein Recht zu erfahren, wohin ihre Steuermilliarden versenkt worden sind.“ Oder: „Die alte Flughafencrew hat zu viel verbockt.“ Oder, auf die Frage nach den Chancen auf eine Eröffnung im kommenden Jahr: „Keine Politikerin, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.“
Sein Interview mit dem Kommunikations-Blatt „pr-magazin“ trägt den passenden Titel: „Alles kommt raus“. Es ist mustergültig pointiert, klar, offen. Zum Lohn dafür ist der wackere Daniel Abbou gestern freigestellt worden. Das Interview sei nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt gewesen.
Dabei waren seine Statements alle richtig. Daniel Abbou hat ausgesprochen, was sich jeder insgeheim denkt. Die geplante Öffnung des Flughafens in 2017 wird wahrscheinlich nicht halten. Der Pressesprecher hat die Öffentlichkeit darauf vorbereiten wollen. Er hat dabei die Strategie verfolgt, alles auf den Tisch zu legen – in drastischen Worten: „Früher wurde meist gesagt: Es ist alles gut. – Das ist Bullshit. Bekenne dich dazu, wenn es Scheiße gelaufen ist.“
Wenn man etwas verbockt hat, ist Offenheit tatsächlich ein guter und richtiger Weg, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit wieder zu gewinnen. Wo ist also das Problem?
Der persönliche Ärger des Sprechers und seine Unzufriedenheit über die Situation haben im Interview nichts verloren. Daniel Abbou neigt wahrscheinlich auch so zu flapsiger Ausdrucksweise, aber in diesem Punkt hat er überzogen, Stichwort zum Beispiel: „Medikamentenabhängigkeit“. Offenheit ist gut, aber das “Wie” ist entscheidend. Als Vertreter einer Organisation, die tatsächlich Milliarden an Steuergeld verschwendet hat, muss er für den berechtigten Ärger der steuerzahlenden Menschen die richtigen, angemessenen Worte finden.
Hätte er das getan, wäre er jetzt noch Pressesprecher. Und das Interview nicht abgestimmt zu haben, wäre dann auch kein Problem.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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