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Der Mikroskopist

Dabei standen die Berichte über das „My-Lay-Massaker“ nur am Anfang einer langen, exquisiten Reihe von Enthüllungen des Seymour Hersh. Die Watergate-Affäre, an deren Aufdeckung er beteiligt war, die Misshandlung von Kriegsgefangenen in Abu Ghuraib, die Giftgasangriffe in Syrien im Jahr 2013 – dies sind nur die bekannteren Fälle. Nichts und niemand war in seiner über 40jährigen journalistischen Laufbahn vor ihm sicher.

Mit seiner Unbeugsamkeit und Sturheit war Hersh in seiner Branche sicher ein Ausnahmefall. Aber er handelte nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil er die Regeln und Ansprüche seines Berufsstandes beim Wort nahm. Wenn er also in seiner Lebens-Rückschau darüber schreibt, können wir seine Ausführungen getrost für bare Münze nehmen:

  • „Wenn dir deine Mutter sagt, sie liebt dich – überprüf es!“ Dieses im Journalismus geflügelte Wort begleitete verlässlich seine Arbeit. Es bedeutet: So verführerisch manche Story auch sein mochte, aber Seymour Hersh gab keine Ruhe, bevor er sie nicht wasserdicht überprüft hatte. „Check“ und „Re-Check“ heißen die Fachworte dazu.
  • Was heute als „Copy-Paste-Journalismus“ bezeichnet wird, also Meldungen anderer Medien umzuschreiben und als eigene News zu verkaufen, das gab es auch schon früher. Hersh suchte darüber hinaus allerdings immer den Mehrwert für die Leserinnen und Leser. Und wenn er dafür nur kurz einmal bei der Feuerwehr anrief, um nachzufragen, wie denn der Unfall nun wirklich geschehen war.
  • Als „Twitter-Diarrhoe“ bezeichnet er die Verbreitung von kurzen, stark emotionalisierenden Nachrichten, die sich von der eingeschränkten Aufmerksamkeitsspanne des Publikums vereinnahmen lassen. Dem setzt er den Begriff „Schuhsohlen-Journalismus“ entgegen – wenn man sich also von seinem Schreibtisch entfernt und die Hacken abläuft, um wirklich brisante Informationen zu finden.

Nun muss man sagen: Hershs große Zeiten sind vorüber. Sein Modell klingt romantisch, hat aber über die Jahre durch die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen beträchtlichen Schaden gelitten. Und doch: Die Ideale sind nicht tot. Relevanz, Mehrwert, Unabhängigkeit – diese Begriffe spielen bei allem Zeit- und wirtschaftlichen Druck, dem Medien ausgesetzt sind, nach wie vor eine große Rolle.

Das bedeutet für Sie: Wenn Sie mit korrekten und glaubwürdigen Informationen in den Medien vertreten sein möchten, dann kommen Sie den Journalistinnen und Journalisten auch einmal zu Hilfe. Bieten Sie Hintergrundgespräche an, in denen Sie einen kurzen, tiefen Einblick in Bedeutendes und Relevantes aus Ihrem Unternehmen ermöglichen.

Das muss gar nicht viel sein, eine halbe Stunde genügt oft schon. Aber damit stellen Sie den Medien ein Mikroskop zur Verfügung, mit dem sie ihren Blick auf Ihre Inhalte schärfen können.

 

Seymour Hershs Memoiren finden Sie übrigens hier.

 

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