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Der Klarmacher

Hugo Portisch hat das Moderieren über das Schreiben gelernt. Vielmehr: Als er kurz nach dem Krieg in der Außenpolitik-Redaktion der WIENER TAGESZEITUNG anheuerte und dort seine ersten Artikel anfertigte, schrieben die Redakteure ihre Texte gar nicht selbst.

Sie diktierten.

Für heutige Zeiten unvorstellbar – aber damit lernte Portisch als junger Journalist etwas Wesentliches: druckreif zu denken. Seine Erklärung des Themas schwarz auf weiß vor seinem inneren Auge zu sehen. Und dabei gleichzeitig zu überprüfen: Ist sie klar?

Ist sie für alle verständlich? Logisch nach Ursache und Wirkung aufgebaut? Schritt für Schritt entwickelt, sodass die Leserinnen und Leser nicht von der Komplexität des Themas überfordert werden, sondern sich in passendem Tempo in die Materie einarbeiten können?

Für das Verständlichmachen schwieriger und komplexer wirtschaftlicher Zusammenhänge hatte er eine besondere Gabe: nämlich die, sich in Menschen hineinzuversetzen, die gerade das erste Mal von dem betreffenden Thema hören. Eine wichtige Trainingsdisziplin für alle, die über die Medien kommunizieren.

Diese Art der Aufklärung ist mit der Zeit, vor allem mit seinem Wechsel zum Fernsehen, zum journalistischen Markenzeichen des Hugo Portisch geworden. Andere Dinge gesellten sich dazu, wie zum Beispiel der angelsächsische Anspruch des Journalismus: Check, Re-Check, Double-Check, oder die Herangehensweise, nicht nur eine, sondern alle Seiten des Themas zu hören.

Dieses Image der Verlässlichkeit war ausschlaggebend dafür, dass Hugo Portisch mit seinen Dokumentationen „Österreich I“ und „Österreich II“ so große Breitenwirkung erzielen konnte und den Ehrennamen „Geschichte-Lehrer der Nation“ bekam. Und eine Einladung zur Bundespräsidenten-Wahl.

Natürlich haben sich die Welt im Allgemeinen und die Medienwelt im Besonderen seit der journalistischen Blütezeit des Hugo Portisch einigermaßen verändert. Aber die Prinzipien für den Aufbau von Glaubwürdigkeit beim Sprechen vor Publikum sind nicht einer Mode unterworfen. Verständlichkeit, Klarheit, Nachvollziehbarkeit der Information haben zeitlos Gültigkeit. Diese Basics nicht zu vergessen und ernst zu nehmen – das können wir von Hugo Portischs Vermächtnis lernen.

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