Wenn man in den letzten Tagen das amerikanische Fernsehen aufdrehte, bekam man immer häufiger Dialoge in folgender Art zu sehen:
A: „Sexistische Äußerungen sind kennzeichnend für Ihre Persönlichkeit.“
B: „Ihr Mann hat sich zu Frauen noch viel schlimmer verhalten als ich. Bei mir waren es Worte, bei ihm waren es Taten.“
A: „Sie haben über ein Jahrzehnt null Steuern gezahlt.“
B: „Mails von einem privaten, ungesicherten Server aus zu versenden – dafür sollten Sie ins Gefängnis gehen.“
A: „Sie lügen. Und Sie leben in einer parallelen Realität.“
B: „Sie sind ein ekelhaftes Weib.“
Sie haben sicher erraten, um wen es sich bei den beiden Personen handelt. Dieser Dialog ist natürlich nicht so geführt worden, aber die Statements von Hillary Clinton und Donald Trump sind echt. Ich habe sie aus den TV-Debatten der beiden zusammengeschnitten, um etwas deutlich zu machen, was von Kommentierenden in den letzten Wochen immer wieder bemerkt worden ist: den Tiefpunkt der Debattenkultur. „Einen solchen Schlagabtausch um das Weiße Haus hat man seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr erlebt.“, schrieb zum Beispiel der Standard-Korrespondent Frank Herrmann aus Washington.
Eine Debatte ist eigentlich eine Auseinandersetzung zwischen Haltungen oder Lösungen für ein Problem. Bei Clinton vs. Trump geht es aber nicht um die Bewertung einer Sache, sondern um die Bewertung des Gegners. „Negative Campaigning“ nennt man das in den USA. “Schmutzkübelkampagne” in Österreich.
Sich wehren heißt nicht zurückschießen
Was in Wahlkämpfen gerne befeuert wird, um Wähler zu mobilisieren, ist in der Business-Kommunikation schädlich. Es stört die Suche nach der besten Lösung. Trotzdem müssen wir uns nichts vormachen: Es kommt immer wieder vor. Unsere Teilnehmenden im Medientraining tragen sich immer wieder mit dieser Frage: Wie kann ich dem entgegentreten? Wie kann ich mich wehren, um zu einer produktiven Kommunikation zurückzufinden?
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten, die wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass Sie aus dem emotionalen Druck aussteigen, den Ihre Kontrahent und Gegnerinnen mit ihrem Angriff aufbaut. Im Medientraining bieten wir dafür eine einfache Formel an, die lautet: (Angriff: Sie lügen!) Antwort: „Das Gegenteil ist der Fall! Und zwar …“
Damit können Sie Ihre eigene Sicht zur Sache entgegensetzen, ohne sich auf das Niveau des Untergriffs zu begeben. Sie arbeiten nicht nach dem Prinzip „Zahn um Zahn“, sondern Sie steigen damit aus der Spirale von Angriff und Gegenangriff aus und kehren zur Sache zurück.
Und allgemein gilt: Wenn Sie oft mit unfairen Angriffen konfrontiert sind, sind Sie in unserem Training "Power Rhetorik" am besten aufgehoben.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pixabay.