Wenn Wolfgang Baumjohann ins Schwärmen gerät, dann erwacht vor allem sein trockener Humor. Er verzichtet auf Werbesprache, und auf pathetische Interview-Fragen antwortet er nüchtern, selbst wenn es um so aufregende Themen wie die Kometen-Mission „Rosetta“ geht, zu der sein Institut wichtige Teile beigesteuert hat. Sachlich und einfach – das ist sein Stil. Zum Beispiel:
Frage: Welche gefühlsmäßige Beziehung haben Sie zu dem Kometen?
Antwort: Ich möchte nicht unbedingt mit ihm ins Bett gehen, dafür ist er zu kalt.
Hier sind drei weitere Fragen, die ihm die Medien in letzter Zeit stellten:
- Was ist Weltraumplasmaphysik?
- Wie funktioniert die Analyse des Kometenstaubs?
- Aber die Landung auf dem Kometen ist doch misslungen?
Drei Interviewfragen, die man sehr kompliziert oder auch sehr einfach beantworten kann. Wenn man die drei Antworten von Wolfgang Baumjohann unter die Lupe nimmt, kommt man auf drei einfache Tipps, die jederzeit anwendbar sind, auch wenn es nicht um Wissenschaft geht:
- „Wir schauen uns die Zusammensetzung der Materie im Weltraum an und fliegen mit dem Satelliten hin.“ Tipp: Sagen Sie Ihrem Publikum, was Sie tun. Sprechen Sie in Verben, vermeiden Sie abstrakte Substantive.
- „Das ist ungefähr so, wie wenn Sie unter Ihrer Couch liegen, fest in den Staub pusten und auf diese Weise sehen, wie er sich zu Knäueln geformt hat.“ Tipp: Geben Sie Ihrem Publikum Vergleiche – und zwar aus deren Lebenswelt.
- „Misserfolge kommen vor, da kann man nichts machen. Eine interessante Geschichte in dem Zusammenhang war die japanische Hayabusa-Mission zu einem Asteroiden. Deren Ziel war es, Staub aufzusammeln und damit zurück zu fliegen. Die haben es mit allerletzter Kraft geschafft, überhaupt zur Erde zurückzukommen, und im Gepäck hatten sie gerade mal drei Staubkörnchen – das wurde dennoch, oder vielleicht deswegen, zum großen Erfolg. Und das ist auch bei ‚Rosetta‘ der Fall.“ Tipp: Geben Sie Ihrem Publikum „Präzedenzfälle“, das heißt, bedeutsame Ereignisse aus der Vergangenheit, die das unterstützen, was Sie erklären wollen.
Und als Bonus hier noch eine abschließende Bemerkung von Wolfgang Baumjohann: „Wenn eine Theorie nicht mit einfachen Worten erklärbar ist, dann stimmt sie vermutlich nicht.“ So viel gesunde Selbstkritik sollte uns allen, auch jenen, die nicht in der Wissenschaft tätig sind, zu denken geben.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Philae Touchdown von German Aerospace Center auf Flickr.