Verluste sind keine schöne Sache im Geschäftsleben. Hohe Verluste schon gar nicht. Wenn es dabei um eine AG geht, erst recht nicht. Aber wenn nun einmal Verluste da sind – wie kommunizieren Sie diese dann im TV-Interview?
Verschweigen? Verschleiern? Oder wie?
Dafür, wie es nicht geht, gibt es ein paar schöne aktuelle Beispiele. E.ON machte im vergangenen Jahr 7 Milliarden Euro Verlust und meldete der Presse: „E.ON mit Ergebnis im Rahmen der Erwartungen“. RWE musste 2 Milliarden auf notleidende Kraftwerke abschreiben und schrieb in der Presseaussendung: „RWE stellt Weichen für Erfolgskurs“. Siemens muss in den nächsten Jahren 2500 Stellen streichen und schreibt: „Siemens treibt industriellen Wandel voran“ .
Die drei Meldungen haben gemeinsam, dass sie – irgendwie – korrekt sind. Bei E.ON erwartete man tatsächlich einen Verlust. RWE hat tatsächlich viel getan, um in den nächsten Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Und auch Siemens stellt tatsächlich die Weichen für die Digitalisierung.
Aber ich denke, Sie können schon an den Headlines spüren: Da ist etwas faul. Schlechte Zahlen zu verschweigen und Niederlagen in Siege umzudeuten, ist zynisch. Die zitierten Nachrichten sind auf der Hoffnung aufgebaut, dass die Hiobsbotschaften irgendwie inmitten von viel „Butter und Grießschmarren“ untergehen.
Aber die Aktionärsgilde ist nicht dumm, die Leute informieren sich und kennen die Fakten. Wenn es schlecht läuft, wissen sie das und fühlen sich zu Recht verprellt. Wenn Sie schlechte Nachrichten verschleiern, verspielen Sie auf lange Sicht viel mehr an Vertrauen, als Sie kurzfristig vielleicht an Zuneigung gewinnen.
Verluste soll man deshalb so nah an der Wahrheit darstellen als möglich. Schlechte Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Aber Bad News können nicht nur für Medien Good News sein, sondern auch für Sie: Denn sie geben Ihnen die einzigartige Möglichkeit an die Hand, im TV-Interview jene Strategien darzustellen, die Sie und Ihr Unternehmen aus der Krise führen werden. So viel Aufmerksamkeit wie jetzt werden Sie dafür jedenfalls nicht oft bekommen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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