David Cameron geht’s gerade ausgesprochen gut. Vorbei der ganze Stress mit dem Referendum und den Anschuldigungen der politischen Gegner und der Freunde aus der EU. Nachdem er vergangene Woche vor seinem Domizil in der Downing Street 10 seine letzte Rede gehalten hatte, drehte er sich um, spazierte die paar Schritte zurück ins Haus, und das war‘s.
Noch nicht ganz. Leider hatte er vergessen, sein Mikrofon abzulegen und auszuschalten, und leider schnitt der Fernsehsender ITV mit. Viel war zwar nicht zu hören. Cameron summte ein kleines Liedchen, und als er die Haustür hinter sich schloss, hörte man über das Mikro ein knappes, trockenes „Right!“ Aber schon diese Kleinigkeit genügte, um im Netz breite Spuren zu hinterlassen.
Was zum Kuckuck sang Cameron? Beatles? Mozart? God save the Queen? Zeitungen starteten Umfragen. Der Gitarrist Chris Hollis komponierte aus dem Liedchen ein „Jingle für die Tories“ – auf Facebook und YouTube ein Hit. Auf Twitter wurde Cameron mit Winnie-the-Pooh und den „Dam Busters“ verglichen – einer Staffel der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg. Und so weiter.
Unabhängig von all dem, was David Cameron in den letzten sechs Jahren als Premierminister getan und geleistet hat – aber der abschließende Eindruck der Erleichterung, der in diesem kurzen, gesummten Liedchen zum Ausdruck kommt, wird noch lange an seinen Fersen haften bleiben. Vielleicht erinnern Sie sich an das „Interview nach dem Interview“ von Horst Seehofer mit Claus Kleber im ZDF, das veritable Fernsehgeschichte schrieb. Was „off the records“ passiert, ist für das Publikum mindestens genauso interessant wie das Einstudierte, das Auf-Hochglanz-Gebrachte vor den Mikrofonen und den Kameras.
Was Sie bei Ihren eigenen Auftritten nie vergessen sollten: Ein Auftritt ist nicht dann zu Ende, wenn Sie das letzte Wort gesprochen haben. Er ist dann zu Ende, wenn die Technik ausgeschaltet ist. Achten Sie sorgfältig darauf. Sonst könnten Sie unfreiwillig Dinge veröffentlichen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Wolfgang Spekner