Vielen von Ihnen ist diese Situation sicher schon begegnet: Das Interview läuft schlecht, die Fragen sind unfair, das Thema ist äußerst sensibel, Ihre Faktenlage ist vielleicht dünn, und ja, manchmal haben Sie sich in Krisen gegen harte Vorwürfe zu verteidigen. In Ihnen rumort es beträchtlich.
Und eigentlich würden Sie jetzt am liebsten gar nichts mehr sagen, aber das Interview dauert und dauert. Und angenommen, dass Sie sich in einem geschnittenen Interview befinden, das ohnehin aufgezeichnet und bearbeitet wird: Da liegt natürlich der Gedanke nahe, warum Sie nicht einfach abbrechen und weggehen sollten.
Dann wäre das Problem ja gelöst? Nein, wäre es nicht, sagt das NDR-Medienmagazin „Zapp“. Denn Medien dürfen auch den Moment senden, der zeigt, wie eine Person ihr Interview abbricht, frei nach dem Motto: „keine Antwort ist auch eine Antwort“.
Für Journalistinnen und Journalisten ist das eines der schärfsten Mittel, aber es ist ein Mittel, und es wird immer wieder auch angewandt. Der WDR-Journalist Jürgen Döschner zum Beispiel erzählt hier, wie er sich entschied, ein Interview zu senden, obwohl sein damaliger Interview-Partner, der Sportkommentator Werner Hansch, es abgebrochen hatte.
Medien sind der transparenten Information verpflichtet. Wenn Sie ein Interview abbrechen, geben Sie der interviewenden Person durch Ihr Verhalten eine wichtige Information preis, nämlich: Aha, der Mensch hat etwas zu verbergen! Diese Information ist für Medien meist noch interessanter als alles andere, was Sie sonst noch hätten sagen können.
Deshalb: Beißen Sie sich durch, auch wenn es noch so schwierig ist. Wie Sie das tun, lernen Sie in unseren Trainings. Reden ist immer besser, als dem Publikum zu zeigen, wie Sie das Weite suchen.
- Autor:
- Stefan Schimmel
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