In Zeiten, in denen von Woche zu Woche alles anders ist, sind Ausblicke natürlich nicht ganz so einfach. So sind im Augenblick die ersten Ansprechpersonen wohl am ehesten die Virologinnen und Simulationsforscher. Dann fragen wir Medienmanager wie Thomas Prantner, Online-Vizedirektor des ORF, der für 2021 „das härteste Jahr seit der Finanzkrise 2008“ prognostiziert. Und wie zu diesen stürmischen Zeiten vor mehr als 10 Jahren, in der in den Medien kein Stein auf dem anderen blieb, wünschen wir uns wenigstens ein kleines Leuchtfeuer zur Orientierung. Also hat der STANDARD an Expertinnen, Journalisten, Moderatorinnen und Medien-Managerinnen einen „Etat-Fragebogen“ ausgeschickt.
Die Antworten können Sie hier im Detail nachlesen. Als Medientrainingsinstitut destillieren wir aus solchen Einschätzungen natürlich immer das, was für die konkrete Arbeit unserer Trainees, die Vorbereitung von Interviews und Moderationen, relevant ist:
- Eine wirtschaftliche Erholung wird es in der Medienbranche nicht vor 2022/23 geben, die Medienhäuser werden kaum wachsen, und der journalistische Arbeitsmarkt wird eher kleiner. Das bedeutet: Immer weniger Menschen werden die gleiche journalistische Arbeit erledigen müssen wie vorher, immer weniger Presseleute werden inhaltlich Spezialisten für Ihr Thema sein. Stellen Sie sich also darauf ein, dass Sie vermehrt Basis-Erklärungsarbeit leisten müssen; am besten tun Sie dies in Hintergrundgesprächen.
- Der Trend in Richtung digitaler Medien wird sich verstärken, die Zahlen der Digital-Abonnements der Online-Medien steigen jetzt schon signifikant. Interaktion in Echtzeit und die Möglichkeit, aktiv an Diskussionen teilzunehmen, werden wichtiger. Mehr Einzelpersonen werden journalistische Unternehmen gründen, die mit eigenen Podcasts und Bezahlangeboten starke Reichweiten generieren können. Das bedeutet: Sie werden verstärkt imstande sein müssen, mit Online-Journalistinnen und -Journalisten umzugehen, die sowohl mit dem geschriebenen Wort, als auch mit dem (in den Artikel eingebetteten) bewegten Bild arbeiten. Sie müssen also einen Inhalt sowohl für ein geschnittenes TV-Interview, als auch für ein schriftlich zitierfähiges Statement entwerfen.
- Glaubwürdigkeit vs. Boulevard, also Recherche stichhaltiger Fakten vs. Unterhaltung und Emotionalisierung werden weiterhin die bestimmenden Geschäftsmodelle am Medienmarkt sein. Sowohl-als-auch wird es kaum geben, es werden diejenigen Medienmarken am Markt bestehen, die sich eindeutig für das eine oder das andere entscheiden und dabei ihr Publikum finden. Das bedeutet: Sie müssen im Vorfeld eines Interviews noch stärker als bisher abchecken, mit welcher Zielgruppe Sie zu tun haben werden, um Ihre Informationen genau auf deren Bedürfnisse abzustimmen.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen für 2021 neben der Gesundheit vor allem glaubwürdige, starke und kompetente Interviews. Die helfen Ihnen mit Sicherheit durch eine herausfordernde Zeit.
- Autor:
- Stefan Schimmel
- Foto:
- Pixabay.